Staatstheater am Gärtnerplatz im Cuvilliétheater
Mozarts allbekanntes Meisterwerk fand in einer eindrucksvollen Wiedergabe von Sängern und ORCHESTER –letzteres glänzend durch den Abend geführt von dem Dirigenten Michael BRANDSTÄTTER – leider nur eine vorübergehende Heimat im Münchener Cuvilliéstheater.
„Cosi fan tutte“ (so machen es alle) mit dem Untertitel „La scuola degli amante“ (die Schule der Liebenden) läßt durch einen Philosophen oder besser Psychotherapeuten der damaligen Zeit Don Alfonso (in einer sehr guten stimmlichen Studienzeichnung interpretiert von Ralf LUKAS) die handelnden Personen durch eine Liebesschule gehen, wo die Treue zueinander ein Prüfstein ihrer Liebesbeziehung wird. Hier sind die Frauen die Verlierer, die Gedanken dazu sind schon im Programmheft durch einen Artikel von Cheryl Bernard und Edit Schlaffer eindrucksvoll wiedergegeben, der die Handlung dieser Oper sinnvoll durchleuchtet.
Warum sich der viel zu jung verstorbene große Komponist, der selbst kein Kind von Traurigkeit war, mit seinem Librettisten Lorenzo Da Ponte gerade mit diesem Thema beschäftigte, bleibt unergründlich. Wichtig ist seine unvergeßliche Musik, die man in dieser Aufführung voll genießen konnte, ausgestattet mit für dieses Werk sehr gut ausgewählten Protagonisten, die sich in dieser sehr gut durchdachten und librettogerechten Inszenierung von Oliver TAMBOSI voll ausleben konnten. Oliver Tambosi fand hier einen zu begrüßenden Weg von der traditionellen in die moderne Inszenierungsweise. Die Bühne von Bengt GOMER war mit weißen Fliesen ausgestattet, aus denen sich auch Tische und Stühle formen ließen, die Kostüme von Carla CAMINATI – die beiden Paare waren jeweils Zwillinge und gleich gekleidet, die Farben rot und weiß dominierten, und waren teils in die Gegenwart gestellt – paßten sich hier sehr gut an. Die Bildnisse der beiden geprüften Damen dienten Bengt Comer für den Szenenwechsel als Vorhang. Was zu kritisieren ist, daß man die beiden als orientalische Fremde maskierten männlichen Protagonisten mit Photoapparaten ausstattete, mit denen sie teilweise unter die Röcke der beiden Mädchen hinein photographierten.
Von der sängerischen Seite kann man nur Gutes berichten. Jennifer O’LOUGHLIN sang eine mit kräftigen ausgefeilten Sonpranhöhen ausgestattete Fiordiligi („come scoglio“) – jede Textnote saß- und stellte eine starke Frauenpersönlichkeit bis zum letzendlichen Fall auf die Bühne, ihrer Schwester Dorabella, mehr bei den Umwerbungen der verkleideten Liebhaber Mitläuferin, gab Lena BELKINA eine stimmlich sehr gute Zeichnung dieser Rolle.
Die beiden Herrenrollen waren sehr gut mit André SCHUEN als Guglielmo besetzt, der mit seinem fülligen perfekt geschulten Bariton (sehr gut gesungen seine Arie „Donne mie, la fate e tanti, a tanti“) seine Rolle auch noch mit einem ebensolchen schauspielerischem Können und großer Bühnenpräsenz ausstatten konnte, dazu Dean POWER als Ferrando, dessen Arie „Un’ aura amorosa“ ein klein wenig Premierenfieber zeigte, sonst aber perfekte Bühnenpräsenz aufwies.
Maria CELENG als Despina konnte natürlich in Stimme und Darstellung sehr gut punkten, obwohl ihre Stimme in manchen Passagen überanstrengt klang, was durch die Stimmverstellung bei ihren Verkleidungsszenen hervorgerufen zu sein schien. Der CHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ war wieder in bester Einstudierung durch Felix MEYBIER auf der Bühne.
Cosi fan tutte – aber nicht nur die Frauen.
I.St.