Mit dieser Wiederaufnahme des Werks, das während der Umbauphase des Theaters in der Münchener Reithalle am 17. Dezember 2015 bereits dem Publikum vorgestellt wurde, könnte dem Gärtnerplatztheater wieder ein Renner gelungen sein, da das Publikum unendlichen Beifall den Protagonisten am Ende der Vorstellung zollte. Es zeigt musikalisch eine Verschmelzung von Oper, Operette, Tanz und Musical und ist dem Genre der American Musical Comedy zuzuordnen.
Leonard Bernsteins Komposition stimmt schon bei der bekannten immer wieder gehörten Ouvertüre auf das kommende Handlungsgeschehen ein und enthält Arien und Duette, die mittlerweile zu Ohrenwürmern geworden sind, so das große Solo der Kunigunde, das der Sopranistin eine sehr gute Technik abverlangt, was in Höhenperfektion der Darstellerin dieser Rolle Andeja ZIDARIC voll gelungen ist und die im übrigen für diese Rolle eine Idealbesetzung zu sein scheint.
Die Handlung des Stücks ist eine bizarre Achterbahnfahrt durch die ganze Welt, da die Hauptfigur des Candide einen ewigen Wanderer durch die Welt darstellt, der nach Zerstörung seines Elternhauses und vermeintlichen Tod seiner Geliebten und übrigen Verwandtschaft diese Wanderschaft beginnt, wo er als Pechvogel immer wieder in Auseinandersetzungen gerät, aber doch dann durch Hilfen anderer aus seinen Miseren herausfindet. Er ist ein Träumer und Optimist in allen Lebenslagen. Diese Rolle wurde von Maximilian MEYER in abendlich bester Stimmform und Gestaltung verkörpert.
Man sang in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln, die Sprechtexte konnten in deutscher Sprache dem Publikum nahegebracht werden. Die weiteren Rollen wurden im übrigen meist von einem Protagonisten verkörpert, so zeigte Alexander FRANZEN sein großes Können gleich in vier Rollen und begann mit dem Urheber dieses grotesken Stücks Voltaire, aus dessen Feder nach einem Erdbeben in Lissabon diese Idee entsprang. In diesem Jahrhundert beschäftigte sich allerdings mit dem sogenannten Libretto Hugh Weather, und vor einigen Jahren noch konnte man von dem unvergessenen Loriot die ganze Handlung des Stücks in launigen Texten ergründen, das sogar noch zu Lebzeiten von Loriot – alias Vicco von Bülow – mit diesem in konzertanter Form gerade vom Staatstheater am ‚Gärtnerplatz unvergeßlich aufgeführt wurde.
Adam COOPER zeigte eine Bestregie, auch in der Choreographie, ließ die Figuren handlungsgerecht agieren und konnte die „Reisen“ des Candide bestens zeichnen, wobei ihm auch Rainer SINELL mit passenden Bühnenbild zu den verschiedenen Reisestationen des Candide zur Verfügung stand (die meisten davon findet man auch in dem äußerst informativen Programmheft), ebenso Alfred MAYERHOFER mit seinen passenden Kostümen nicht nur für Ballett und CHOR, dessen Einstudierung wiederum bestens Pietro NUMICO übernahm.
Die musikalische Leitung des im hinteren Teil der Bühne befindlichen ORCHESTERs übernahm Andreas PARTILLA, der offenbar eine besonders geglückte Hand für Musicals hat.
Nun soll wohl endlich auf die weiteren Darsteller dieses bizarren Stücks eingegangen werden, die wie eingangs schon erwähnt, in ihren Rollen teilweise drei- und vierfache Figuren verkörperten, allerdings nicht Anna AGATHANOS als alte Lady, deren Darstelllungs- und Gesangsinterpretation ein unvergleichliches Können aufwies. Ebenso konnte sich Daniel GUTMANN in seinen zwei Rollen aus Stiefbruder des Candide und in seiner Rolle als Kapitän bestens dem Publikum vorstellen.
Florine SCHNITZEL als Paquette und anderen. Rollen im Stück konnte sich ebenso wie Juan Carlos FALCÓN und Holger OHLMANN bestens in ihren verschiedenen Rollen präsentieren und zeigten in ihren darzustellenden Figuren eine gekonnte Darstellungs- und Gesangkunst. Es wird nun schwierig, die vielen Darsteller in ihren verschiedenen Rollen – wie im Programmzettel des 13. Mai aufgeführt – extra zu erwähnen, denn jeder der besetzten Darsteller waren durchdacht ausgewählt und taten ihr Bestes zum Gelingen des Abends, vor allen Dingen müssen hier die Tänzer des BALLETTs ausdrücklich Erwähnung finden, für deren Leistung – wie schon erwähnt – der Regisseur des Stücks verantwortlich war und ist.
Abzuschließen wäre diese Besprechung mit Loriots Hinweisen, gefunden im Programmheft, daß nicht alle Geschehnisse der im Stück vorkommenden Ereignissen, die Candide durchleben mußte, Katastrophen sind, sondern doch zu einem glücklichen Ende führen können, denn am Ende heiraten Candide und Kunigunde und wollen ein solides bürgerliches Leben führen. „Alles, was geschieht, wird gut“ (Vicco von Bülow). I.St.