Tosender Begrüßngsbeifall spendete ihm das Publikum, für den Plàcido DOMINGO seinerseits in englischer Sprache dankte und darauf hinwies, welch große Erfolge er an der Bayerischen Staatsoper schon erleben durfte, dies leider aber ohne Mikrofon, so daß die hinteren Reihen nur inhaltsmäßig die Worte des Künstlers verstehen konnten.
Er hatte sich für diesen Abend zwei Künstler mitgebracht, nämlich die Sopranistin Jennifer ROWLEY und den Pianisten James VAUGHAN, der nicht nur als Sängerbegleiter engagiert war, sondern durch Solis im 1. Teil wie das Intermezzo aus „Manon Lescaut“ und im 2. Teil der Zarzuelas aus „Goyescas“ Nr.4 sein großes pianistisches Können zeigen konnte, er rundete mit seiner Leistung den Abend hervorragend ab.
Placido Domingo nahm bereits vor längerer Zeit einen Fachwechsel vor, singt jetzt die Bariton-Partien meist der italienischen Oper, so wie an diesem Abend er mit „Nemico della patria“ aus Giordanos „Andrea Chenier“ begann und ferner mit der Arie des Macbeth aus dem 4. Akt „Perfidi! Pietá rispetto amore“ fortsetzte und vor der Pause im Duett mit der Sopranistin Jennifer Rowley aus Verdis „Il trovatore“ „Udiste? Come albeggi“ (Graf Luna mit Leonora) den Opernteil abschloss. Während aller Vorträge der berühmten Baritonpartien hörte man immer wieder die so großartige Tenorstimme des Künstlers heraus, obwohl er doch alle Bariton-Tiefen gut meisterte. Seine routnierte Bühnenpräsenz und Ausstrahlung kam bei all seinen Opernvorträgen voll zum Tragen und riß das anwesende Publikum immer wieder zu tosenden Beifallskundgebungen nach jedem Vortrag hin. Seine Partnerin Jennifer Rowley in ihren Solis wie die Arie der Maddalena aus Giordanos „Andrea Chenier“ „La mamma morta“ und die Arie der Manon aus dem 4. Akt der gleichnamigen Oper von Puccini „Solo perduta abbandonata“ kam mit guter Gesangstechnik zum Publikum, war aber im Duett mit Placido Domingo („Il trovatore“) sehr gewöhnungsbedürftig.
Nach der Pause gab es spanische Zarzuela-Komponisten zu hören, eine Gesangsdomäne offenbar beider Künstler, vor allen Dingen von Plácido Domingo, die in unseren Landen ganz selten zu Gehör kommen, und die in dieser Form kennenzulernen, eine interessante Programmgestaltung waren. Das Bekannteste ist wohl „No puede ser“ von Pablo Sorozabal, das Plácido Domingo gekonnt vortrug. Auch hier stellte sich Jennifer Rowley in einigen Arien vor, wo sie sich stimmlich enorm steigern konnte.
Am Ende des Abends gab es selbstverständlich, wie kaum anders zu erwarten, stehenden Applaus des Publikums für die Künstler, die beide Gesangssolisten mit drei Zugaben – auch in deutscher Sprache – zur Freude des Publikums vortrugen. Bei Lehars „Lippen schweigen“ wurde sogar getanzt, während die weiteren Zugaben von Plácido Domingo allein vorgetragen wurden, bei „Granada“ könnte eine Transponierujg für Bariton vorgenommen worden sein, bei „Dein ist mein ganzes Herz“ war der „Tenor“ wieder voll im Einsatz. Es war ein großer Abend eines ehemaligen großen Tenors der Weltbühne, der sich jetzt als Bariton versucht. I.St.