Intendant Köpplinger versuchte, mit dieser grandiosen Veranstaltung, die eigentlich auch wieder für die Bühne mit Publikum geplant war, nicht nur mit dem Klischee der sogenannten „zickigen Primadonnen“ aufzuräumen, sondern auch aufzuzeigen, welch technisch perfekte und somit gesanglich hervorragende „Primadonnen“ sich an seinem Haus befinden. Es wurde ein Abend mit viel Frauenpower, diese seine Meinung kann man nur unterstreichen.
Daß dieser Abend wieder vor leeren Sitzen (mit anwesenden getesteten Mitarbeitern des Hauses, aber doch als Publikum, das die Künstler ja brauchen) stattfinden mußte, war zwar traurig, konnte aber durch den stream all diejenigen, die hätten ohne Karten fürs Haus „draußen“ bleiben müssen, auch in den Genuß dieses hochqualifizierten Abends bringen.
Die Damen des Hauses traten allesamt in Rot auf, um dadurch ihre Einheit zu demonstrieren, ohne Konkurrenzneid, wie bei Primadonnen sonst üblich, so daß „Ich bin die erste Sängerin“ aus Mozarts „Schauspieldirektor“, vorgetragen von Maria CELENG, Jennifer O‘LOUGHLIN und Judith SPIEßER (letztere neu am Haus und dafür möchte man wiederum dem Intendanten gratulieren) schon koloraturenreich im Vortrag und entgegen dem Text zum Gelingen des Abends beitrug, wie sich selbst bedauernd alle vier Künstlerinnen, es gesellte sich noch Preisträgerin Camille SCHNOOR hinzu, sich mit „Ach, wir armen Primadonnen“ aus Carl Millöckers „Der arme Jonathan“ in der Gesamtheit vorstellten.
Alle vier Primadonnen traten noch solistisch auf, wie Camille Schnoor mit Puccinis „Un bel di vedremo“ aus der „Butterfly“, die Frau Schnoor außergewöhnlich ausdrucksstark und dramatisch vortrug, ebenso stellte sich Judith Spießer mit bester Stimmdisposition mit „Je veux vivre“ aus Gounods „Roméo et Juliette“ als Bestneuerwerbung des Hauses vor, Jennifer O’Loughlin trug wieder reichhaltig an ihren berühmten Koloraturen aus Meyerbeers „Les Huguenots“ die selten gehörte Arie „O beau pays“ vor. Besonders beeindruckend und gefühlvoll mit rundem ausdrucksstarkem Sopran sang Maria Celeng das „Lied an den Mond“ aus Dvoraks „Rusalka“.
Das sehr anspruchsvolle Programm wurde noch ergänzt durch ein Duett aus Bellinis „Norma“ „Mira o Norma“ sehr gut vorgetragen von Jennifer O’Loughlin und Camille Schnoor. Es gab auch humoristische Einlagen wie ein Terzett aus Gilberts und Sullivans „Mikado“und weiteren Highlights des Abends wie Duett und Terzett aus Vivaldis „Griselda“ sowie Spolianskys und Schiffers „Wenn die beste Freundin mit der besten Freundin“.
Dieser musikalisch hochanspruchsvolle Abend schloß – wie könnte es anders sein – mit einem Glas Champagner mit einer Hymne auf Musik und Kunst und mit der Hoffnung, endlich wieder vor richtigem Publikum singen und spielen zu dürfen – mit Verdis „Sempre libera“ aus „La Traviata“. Ganz zum Schluß als sogenannte Zugabe erklang noch Luigis Ardites „Kußwalzer“, ein Bravourstück jeder Sopranistin, das sich die Primadonnen teilten, wohl um den Abend launig gemeinsam ausklingen zu lassen.
Musikalisch geleitet wurde der Abend vom Solorepetitor mit Dirigentenverpflichtung am Gärtnerplatztheater Darijan IVEZIC, dem ein sehr gutes Dirigat des ORCHESTERS DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ zu bestätigen ist, sehr gut und einfühlsam führte er auch die Primadonnen durch den Abend. Die zum Abend sehr gut passende gute Regie und das Konzept des Abends lagen in den Händen von Nicole Claudia WEBER in Verbindung mit der Dramaturgin Fedora WESSELER. I.St.