„Un ballo in maschera“ – 12. Juni 2022

Diese bizarre Inszenierung von Johannes ERATH, aufgebaut als Traumvision des Riccardo – deshalb spielte sich die Handlung der Oper den ganzen Abend über auf einem in der Mitte der Bühne befindlichen Bett ab – sorgt immer wieder für reichlich Unverständnis. Die Originalhandlung beruht auf einer wahren historischen Begebenheit, nämlich dem Königsmord an Gusttav IIII in Schweden im 18. Jahrhundert, wobei sich der Komponist Giuseppe Verdi mit seinem Librettisten Antonio Somma der damaligen Zensur beugen und die Handlung nach Boston verlegen mußte, aus Gustavo wurde Riccardo, ein Gouverneur im damaligen Amerika.

Johannes Erath schloß sich wohl dieser damaligen Zensur an, aber hatte hier andere Regiegedanken, die Hauptfigur des Riccardo stellte er sogar in einer Szene mit einer Puppe dar, kaum verständlich für das Publikum. Nach dem Mord an Riccardo wandte sich sein Geist den Fängen der Ulrica weiterhin zu, in denen er sich während der ganzen Inszenierung befand, so wurde Ulrica, die Zauberin, zur Drahtzieherin der Schicksalsfäden im Traum des Riccardo gekürt. Es fällt nicht leicht, eine verständliche Handlung dieser Inszenierung wieder zu geben, so daß man sich während des ganzen Abends nur auf die Agitation der Sänger zu konzentrieren vermag, die im übrigen den Kostümen gemäß sich in der Jetztzeit befanden.

An diesem Abend nun waren hier Krankheitsabsagen an der Tagesordnung, so mußre als Renato Roman BURDENKO einspringen, eine ausgeprägte schöne Baritonstimme, die man sich desöfteren auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper wünscht. Großartig sein „Eri tu“. Auch die Zauberin Ulrica konnte durch Silvia BELTRAMI ersetzt werden, die ihre Sache gut machte. Als Samuel der Verschwörer konnte Simon LIM gewonnen werden, der sich bestens einfügen konnte.

Schon wenige Tage vor der Aufführung sprang als Dirigent des Abends Renato ARRIVABENI ein, der das ORCHESTER DER BAYERISCHEN STAATSOPER voll im Griff hatte und auch die Sänger partiturgemäß durch den Abend führen konnte.

Die Hauptfigur des Abends war Piotr BECZALA, der mit unvergleichlicher Bühnenpräsenz und tenoraler abendlicher Höchstleistung diese Figur zum Leben erweckte. Ihm zur Seite war Sondra RADANOVSKY eine perfekt diese Partie beherrschende Amelia, die noch dazu an diesem Abend bestens disponiert war. Als Page Oscar lernte man die Stimme von Deanna BREIWICK kennen, die im Schlußbild sich demaskierte und wieder zur Frau wurde, dies war doch eine gute Regie-Idee.

Silvano Andrew HAMILTON, der Matrose, der einspringende Simon Lim als Samuel und Tom (Balint SZABÓ) konnten sich bestens stimmlich präsentieren, während Ulrich REß den Obersten Richter wie immer rollengemäß interpretierte. Die kleine Rolle des Dieners der Amelie lag bei Granit MUSLIU, der ja in anderen größeren Rollen schon sein großes tenorales Können beweisen konnte.

Trotz der vielen personellen krankheitsbedienten Änderungen der Protagonisten konnte man einen musikalisch hochkarätigen Verdi-Abend genießen. I.St.