„Tosca“ – 11. November 2017

Rom um 1800. Dort herrschte das Königreich Neapel und Maria Karoline, die Gemalin Ferdinand IV von Neapel, errichtete dort einen Polizeistaat, der durch den Sieg Napoleons in der Schlacht von Marengo beendet wurde. Im Libretto der Verismo-Oper von Giacomo Puccini ließen die Librettisten Giuseppe Giaconsa und Luigi Illica Rom durch den Polizeichef Scarpia beherrschen. Beide ließen im übrigen das Drama von Sardou „La Tosca“ wieder aufleben. Diese Historie muß ein Regisseur kennen (was man bei vielen Inszenierungen dieser Oper vermißt) und dementsprechend seine Regie aufbauen, was Luc BONDY sehr gut gelungen ist, er also die Oper in Kulissen und Kostümen – Bühne Richard PEDUZZI und Kostüme Milena CONONERO – zeitgerecht traditionell inszenierte. San Andrea della Valle und das Castell’Sant Angelo waren fragmentweise gut zu erkennen, nur in Scarpias Reich im Palazzo Farnese hätte die Ausstattung antiker sein können.

Von der musikalischen Seite erlebte man einen perfekten Verismo, den Daniele CALLEGARI mit dem BAYERISCHEN STAATSORCHESTER bestens zum Publikum brachte, er auch bei der Sängerführung eine ausgezeichnete Hand zeigte. Die Sängerwahl konnte nicht besser stattgefunden haben.

In der Titelpartie eine Ideal-Interpretation von Anja HARTEROS, alle Charaktereigenschaften der Tosca konnte sie zeigen – Liebreiz, Eifersucht gepaart mit Erotik, Verzweiflung und Mut zum Mord an Scarpia, all das trug zum Gelingen dieser perfekten Darstellung bei, dazu war sie an diesem Abend in einer aussergewöhnlichen stimmlichen Bestverfassung, was „Vissi d’arte, vissi d’amore“ voll ausdrücken konnte. Ihr zur Seite Joseph CALLEJA als Mario Cavaradossi in abendlicher tenoraler Bestform, der einen kraftvollen realistisch denkenden Freiheitskämpfer auf die Bühne brachte – Angelotti retten, und koste es sein Leben. Sein „Vittoria, vittoria“ war mit einer leidenschaftlichen perfekten Höhe ausgestattet, seiner großen Liebe zu Tosca wurde er sich erst in seiner Todesstunde bewußt, so daß „È lucevan le stelle“ zu einer hinreißenden Interpretation wurde, das Publikum raste minutenlang nach dieser Leistung. Es knisterte zwischen den beiden Hauptinterpreten, besonders im letzten Akt.

Zeljko LUCIC als Baron Scarpia war ebenso eine Bestwahl, er brachte in baritonaler Bestform einen eleganten sexwütigen Polizeichef chevalresk auf die Bühne, dessen sexuelle sadistischen Wünsche geheim sein mußten. Eine besondere Darstellung eines körperlich behinderten Mesners brachte humoristisch geprägt Leonardo GALEAZZI im 1. Akt auf die Bühne, während die beiden Polizeischergen Spoletta und Sciarone durch Kevin CONNERS und Christian RIEGER wie stets sehr gut besetzt waren. In der Rolle des Angelotti konnte sich bestens bewährt in dieser kurzen Partie wiederum Goran JURIC präsentieren. Oleg DAVYDOV als Gefängniswärter und ein SOLIST aus dem Tölzer Knabenchor – Stimme des Hirten – konnten sich gut einfügen. Stellario FAGONE übernahm wiederum die Choreinstudierung des CHORS und KINDERCHORS DER BAYERISCHEN STAATSOPER bestens bewährt.

An diesem musikalisch hochkarätigen Abend erlebte man einen Krimi und ging „Tosca“-erfahren beglückt nach Hause. I.St.