„Dantons Tod“ – 11. Oktober 2018

Anlehnend an das Schauspiel von Georg Büchner, eingerichtet von Boris Blacher, schrieb Gottfried von Einem gegen Ende des 2. Weltkriegs nach dem Attentat auf Hitler 1944 diese Oper, deren Kompositionsstil ganz den erweiterten Bereich des Tonalen zeigt, und aus diesem Grund ganz die Gedanken des Komponisten wiedergibt, die sich auf das sinnlose Sterben nicht nur der französischen Revolution sondern eben auch des 2. Weltkrieges bezieht. Man ist gefesselt von diesen Tönen von Anfang bis zum Ende, gerade was die Dramatik darin am Ende anbelangt, als die Anhänger Dantons mit ihm ihr historisches Ende finden mußten.

Beim Libretto wurden Texte nach Georg Büchners weltbekanntem Schauspiel verwendet, die u.a. von Sona McDONALD als Dantons Gattin Julie in eindrucksvoller Weise vorgetragen wurden. Die Inszenierung oblag Günter KRÄMER, der französische Revolution mit Nachkriegszeit bestens verbinden konnte, und wo die Bühne in einem bewegbaren metallischem Einheitsbühnenbild zum Gelingen der Aufführung ihren wesentlichen Anteil hatte. Kahl und kalt kam es zum Publikum, das sich so ganz auf den Inhalt des Stücks konzentrieren konnte und mußte, eine Stimmung der Nachkriegszeit, die Uraufführung fand ja erst am 6. August 1947 in Salzburg statt, das der Krieg ebenso nicht verschont hat, wie so vieles im Nachkriegsdeutschland. Anlehnend wieder an die Gegebenheiten der französischen Revolution regneten Flugblätter mit Texten vermutlich aus Büchners Schauspiel auf das Publikum während der Aufführung herab, die auch schon als Anschläge durch einige Sprech-Statisten auf die Eingangstüren der Parkettplätze bis hinauf in die Ränge platziert wurden. Teilweise ließ Günter Krämer auch den CHOR – Besteinstudierung von Felix MEYBIER -von den Rängen agieren, was zu seinen guten Regie-Einfällen zählen mag.

Die einzelnen Rollen waren bestens besetzt. In der Titelpartie erlebte man Mathias HAUSMANN in einer hervorragenden Abendleistung, dazu läßt die Leistung von Alexandros TSILOGIANNIS in Stimme und Darstellung als Camile Desmoulins aufhorchen, Juan Carlos FALCÓN als Hérault de Séchelles reihte sich bestens in die Freundesriege des Danton ein. Daniel PROHASKA als Robespierre konnte im ersten Akt stimmlich punkten, wobei eine sehr gute Idee war, diese Figur mit dem Rücken zum Publikum sitzend das Geschehen im 1.Teil zu verfolgen, was wohl die anfängliche Teilnahmslosigkeit am Schicksal des Dantons ausdrücken sollte.

Levente PÁLL als Saint-Just war für diese kleinere Partie eine Bestwahl, eben so Christoph SEIDL als Simon und Liviu HOLENDER als Herrmann. Bei den Damen muß die Abendleistung von Maria CELENG eine besondere Beachtung finden, sie saß nicht nur in stummer Rolle auf der Bühne und druckte Revolutions-Flugblätter, sondern sang daneben gepaart mit guter Rollendarstellung eine eindrucksvolle Lucile Desmoulins, die nach dem Tod des Gatten Camille mit dem Ruf „Es lebe der König“ in bestialischer Weise den Tod suchte. Die kleineren Damenrollen wurden von Frances LUCEY und Ann-Katrin NAIDU rollengerecht verkörpert.

Die musikalische Leitung des Abends hatte Anthony BRAMALL, der hier eine großartige Orchesterleistung mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATz erbrachte und der hiermit bewies, daß ihm die sog Moderne absolut nicht fremd ist.

Alles in allem ein geglücktes Experiment am Staatstheater am Gärtnerplatz. I.St.