„Die Entführung aus dem Serail – 11. April 2017

Mit dieser Wiederaufnahme dieses Singspiels stellte das Staatstheater am Gärtnerplatz einige neue Ensemble-Mitglieder vor und wählte auch dafür den passenden Aufführungsort, nämlich das weltberühmte Rokoko-Theater, von Francois Cuvillié gestaltet, das für diese frühen Mozart-Kompositionen den richtige Aufführungsort darstellt, spielt das Singspiel doch in der Zeit des Rokoko, die auch für Regie (Stephanie MOHR), Bühnenbild (Miriam BUSCH) und teilweise bei den Kostümen (Alfred MAYERHOFER) federführend war. Die Regie wollte Rokoko und Neuzeit vermengt auf der Bühne, um offenbar das Handlungsgeschehen auch in unsere Zeit zu versetzen, was sich durch einen Musikautomaten mit der beweglichen Figur des Paschas schon gleich zu Beginn erkennen ließ. Auf die weiteren Einzelheiten mag auf die Bespechung vom 30. Januar 2014 eingegangen werden.

Die musikalische Seite der Aufführung konnte nicht besser von Dirigent und Ensemble dargebracht werden. Marco COMIN, der offenbar ein Spezialist für alte Musik ist, führte das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ feinfühlig gekonnt durch den Abend, und zeigte auch eine glückliche Hand bei der Sängerführung.

Als Konstanze erlebte man Jennifer O’LAUGHLIN, die in ihren Arien eine perfekte Höhe aufwies und die darin enthaltenen Koloraturen nicht besser und ausgefeilter hätte darbringen können. Man wünscht dieser Sängerin eine Weltkarriere. Als Blonde erlebte man Siobhan STAGG,die ihre Rolle gut gestaltete und auch sängerisch in guter Stimmposition auftrat, und mit Daniel PROHASKA als Pedrillo, dessen Gestaltungsfähigkeiten immer geglückt sind, ein gutes Team war.

Lucian KRASZNEC als Belmonte erbrachte stimmlich und darstellerisch eine gute Abendleistung, seine lyrische Tenorstimme zeigte sich gut geschult und steigerungsfähig. Den Vogel des Abends schoß allerdings Levente PÁLL als Osmin ab. Gerade in der Anfangsszene mit Belmonte zeigte er bereits eine sehr gute rollengerechte Gestaltung, wobei er sich im Laufe des Abends bis zum Schluß noch steigern konnte und auch im übrigen ganz den Vorstellungen dieser Rolle eines mordgierigen liebeshungrigen Haremwärters entsprach.

Erwin WINDEGGER als Bassa Selim – im übrigen eine sehr gute Regie-Idee, ihn als depressiven des Lebens ohne Liebe Überdrüssigen, der sich am Schluß erschießen will, auf die Bühne zu bringen – war wieder ein darstellerischer Gewinn an diesem Abend, zumal er auch in das Libretto von Christoph Friedrich Bretzner hineingeschriebene Gedichte von Michael Houellebecq dem Publikum nahebringen konnte.

Der CHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ unter der wiederum gekonnten Einstudierung von Felix MEYBIER sowie die STATISTERIE (hier ein alter Diener) fügte sich besterns in das Sängerensemble ein.

Man hörte so manche Stimmen aus dem Publikum: Wenn man zu einer Aufführung des Staatstheaters am Gärtnerplatz kommt, wird man nie enttäuscht. Diese Meinung kann man voll unterstreichen. I.St.