„Der tollste Tag“ – 10. Oktober 2025

Mit dem Ruf des Bazillus „Revolution, Revolution“ endete die Uraufführung der Oper „Der tollste Tag“ nach dem Libretto von Peter Turini mit der Musik von Johanna Doderer.

Es ist ein Auftragswerk des Staatstheaters am Gärtnerplatz, das sich im Prinzip im Libretto nach dem gleichnamigen Theaterstück von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais richtete, das Wolfgang Amadeus Mozart einstmals musikalisch schon aufgriff, und das unter dem Namen „Figaros Hochzeit“ Weltruhm erlangte.

Hier war es Peter Turini, der sich mit dem Handlungsstoff auf seine Weise befaßte, da er das Stück mit dem Mord an dem lüsternen Grafen durch Figaro enden ließ. Es begann die allbekannte französische Revolution. Allerdings stellte Herr Turini sein Libretto mehr auf die einstmaligen Verhältnisse der Feudalherren zum einfachen Volk ab, Vergewaltigungen der weiblichen Dienerschaft etc. waren wohl Gang und Gäbe, und es gab das „Recht der ersten Nacht“.

Durch diese Gedanken des Librettisten entstand ein völlig neues Werk, das der Intendant des Theaters Josef E. KÖPPLINGER mit seiner durchdachten Regie selbst in die Hand nahm, da es sich doch immerhin um ein Auftragswerk seines Theaters handelte. Herr Köpplinger stellte hier eine beste Personenführung mit den dem Libretto angepaßten Regie-Gedanken vor, holte sich aus seinem Ensemble die besten ihres Fachs auf die Bühne und konnte so das Publikum in vielem überzeugen.

Die Komposition von Johanna Doderer könnte nicht passender das Libretto von Peter Turini untermalen, sie war modern und doch sehr melodisch anzuhören, wie vieles schon Gehörte von Frau Doderer. Diese Oper möge man mehr als Musiktheater identifizieren, da sie auch Sprechtexte und wenig Arien enthält.

Diese musikalische Seite lag in den Händen eines neuen Dirigenten am Staatstheater am Gärtnerplatz Eduardo BROWNE, der von Michael BRANDSTÄTTER musikalisch beraten wurde (warum?) und der sich als Orchester-Chef bestens mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERs dem Publikum präsentieren konnte.

Die Bühne von Ricarda Regina LUDIGKEIT paßte sich in dieser Form den Gedanken des Regisseurs an. Die Kostüme von Birte WALBAUM waren bizarr entworfen, paßten sich aber voll den Regie-Gedanken an, in dem sie zwar die Zeit des Rokoko darboten, aber doch das Sexistische der Handlung aufzeigten. Hier kamen die Regiegedanken voll zum Einsatz wie Geld unter dem Reifrock der Marcelline zu verstecken sowie den Grafen unter Betonung seiner Männlichkeit auftreten zu lassen.

Den Interpreten des Abends muß ein Loblied gezollt werden, denn hier konnten alle ihr darstellerisches und gesangliches Können vorstellen. So trat Daniel GUTMANN als Figaro nach anfänglicher Zurückhaltung bestens stimmlich gesteigert mit großem Darstellungsvermögen auf, ebenso konnte Anna-Katharina TONAUER als Susanne bestens disponiert ihre Rolle meistern. Daniel SCHLIEWA war als Graf Almaviva gut besetzt und konnte trotz seiner überaus betonten Männlichkeit in der Kostümierung überzeugen, als Gräfin war Réka KRISTÓF ebenfalls überzeugend auf der Bühne, während Juan Carlos FALCÓN, hier anstelle von Basilio als Bazillus benannt, schon allein durch seinen Schlußauftritt sich bestens einfügen konnte.

Als Bartolo bewährte sich wieder Levente PÁLL , ihm zur Seite Anna AGATHANOS als Marcelline, die sich in ihren Auftritten stimmlich wie darstellerisch wie stets bewährte. Cherubin war Paul CLEMENTI, hier äußerst beweglich im Spiel als neugieriger bisexuell veranlagter Jüngling, während Lukas Enoch LEMCKE als Gärtner Antonio (schon in der bizarren Kostümierung als solcher erkenntlich) sich bestens einfügen konnte. Als der Richter Don Guzman di Sibzia konnte Timos SIRLANTZIS brillieren, ihm zur Seite Jeremy BOULTON als Zettlkopf. Besonders herausragend hier in den letzten Szenen Caspar RIEGER als gräflicher Diener, bestens stimmlich disponiert. Die beiden Lakai-Rollen waren mit Christian ROGGENKAMP undd Niv BELI gut besetzt.

Dieses Stück war ohne Pause und konnte am Ende nicht den gewohnten stürmischen Premieren-Applaus finden, es kamen nur bravi für Orchester und Daniel Gutmann. Ob es sich überhaupt für dieses Stück noch ein weiteres Theater für eine Aufführung findet, bleibt dahingestellt. I.St.