„Der Messias“ – 10. Oktober 2019

Ein Wagnis der Sonderklasse – ein Oratorium szenisch auf die Bühne zu bringen – man kann dieses Wagnis aber als vollendet gelungen bezeichnen. Gerade diese Geschichte des Heilbringers in allen Höhen und Tiefen samt Erlösung in dieser Form vor allem in den Tagen des Ereignisses in Halle auf die Bühne zu bringen, stimmte sehr zum Nachdenken und paßte irgendwie zum 1. Teil vor der Pause mit dem Übertitel „Apokalypse“.

Diese szenische Fassung von Torsten Fischer nach dem Libretto von Charles Jennens nach der Bibel mit Texten aus Colm Tòibins „Marias Testament“, die Texte daraus wurden von Sandra CERVIK als alternde Mutter des Messias in einzigartiger Weise gesprochen, war aufgebaut mit Tanzszenen, die die Erlösung und auch das Elend der Welt in einer gekonnten Choreographie von Karl Alfred SCHREINER publikumsgerecht und verständlich darbringen konnten. Hier fiel die gekonnte Darstellung in einer stummen Tanz-Rolle von David VALENCIA auf, der den Sohn der Mutter (Sandra Cervik) in einer ungewöhnlich starken Interpretation auf die Bühne bringen konnte. Man sah in ihm den leidenden und gequälten Erlöser in einer großartigen tänzerischen Ausdrucksbetontheit.

Den Politiker Timos in der Interpretation von Timos SIRLANTZIS und seiner Frau Jennifer von Jennifer O‘LOUGHLING konnten sich bestens in das Handlungsgeschehen einfügen, hier waren sehr gute Ensemblemitglieder am Werk, ebenso auch konnten sich in bester Abendform behaupten in den Rollen des Alexandros – hier Alexandros TSILOGIANNIS, der seine Rolle wegen einer starken Erkältung nur markieren konnte und der im Orchestergraben von Caspar SINGH bestens vertreten wurde, – und Maria CELENG als Maria, seine Frau.

Eine besonders stimmliche Leistung erbrachte der Counter Dmitry EGOROV, der seine Figur als Jude Dmitry in einer abendlichen Bestform gestalten konnte. Als seine Frau Anna-Katharina konnte sich Anna-Katharina TONAUER bestens in die gute Sängerriege einfügen. Ein Junge von Jorge ARMBRUSTER, der wohl als junger Jesus auf der Bühne war, fügte sich ebenfalls gut in das Bühnengeschehen ein.

Die Kostüme teils in der Jetztzeit waren von Vasilis TRIANTAFILLOPOULOS passend entworfen, während man eine ausgezeichnete Choreographie von Karl Alfred Schreiner während des ganzen Abends sehen und bestaunen konnte. Die äußerst wichtige Choreinstudierung bei diesem Werk oblag Felix MEYBIER, da doch meist das berühmte „Halleluja“ Publikumsmagnet ist, und es publikumswirksam auf die Bühne muß, was hier passend zur Handlung nicht jubelnd wie gedacht auf der Bühne war.

Dieses Händel-Werk einmal anders zu erleben, war wie gesagt ein Wagnis, gesungen wurde in der Originalsprache englisch und kam mit deutschen Übertiteln zu Gehör, aber wie gesagt, in einer rein orchestralen Aufführung mit Chor wäre es doch für das breite Publikum noch verständlicher gewesen. Die musikalische Seite wurde von Anthony BRAMALL am Pult bestens betreut, bei dieser Aufführung durften auch Cembalo (Olga WATTS) und Truhenorgel (Anke SCHWABE) nicht fehlen. I.St.