„Friederike“ – 8. Juni 2023

Dieses in der Jetztzeit kaum aufgeführte Singspiel von Franz Lehár mit den Texten von Ludwig Herzer und Fritz Löhner fand endlich wieder einen Platz auf einer deutschen Bühne.

Allerdings konnte man dieses so hochmusikalische Werk des großen Komponisten, der zeitlebens eine Oper schreiben wollte, was in all seinen großen Operetten-Werken hörbar ist, an diesem Abend in halbszenischer Aufführung erleben, die das Publikum in die Zeit des wohl größten Dichters aller Zeit Johann Wolfgang von Goethe entführte. Man schrieb das Jahr 1770, als Goethe noch in Strassburg studierte und Ausflüge in das ländliche Sesenheim machte, wo er sich in die Pfarrerstochter Friederike Brion verliebte, diese Verbindung aber durch die Berufung Goethes nach Weimar zu keinem glücklichen Ende führte, Friederike hielt aber Goethe bis zu ihrem Lebensende die Treue in der Meinung, der Dichter gehöre nicht ihr allein, sondern der ganzen Welt, diese Geschichte eine wahre Begebenheit, wie die Historie berichtet.

Franz Lehár war bei der Uraufführung des Werks am 5. Oktober 1928 in Berlin am Ende seines Schaffens und schrieb dieses Werks für seinen Freund, den damals führenden Tenor Richard Tauber, für den er im übrigen die meisten seiner Operetten schrieb. Die szenische Leitung dieses glücklicherweise wieder auf einer Bühne zu findenden Werks hatte Florian HACKSPIEL übernommen, der das Publikum sehr gut in die Zeit um 1770 zusammen mit Peter KÄSER und Silvia AGUILAR RIVEROLL, die Kostüme und Bühnenbildbetreuung übernahmen, entführte. Christoph WAGNER-TRENKWITZ, der auch die Dramaturgie des Stücks übernommen hatte, trat auch als Erzähler in einer äußerst launigen und informativen Berichterstattung der Handlung auf, wobei er zugleich auch in verschiedene Personen des Stücks schlüpfte, so daß man eine komplexe Aufführung nicht vermißte.

Für den musikalischen Teil sorgte Michael BRANDSTÄTTER in gewohnter bester Stabführung, so daß sich auch die Protragonisten des Abends bestens präsentieren konnten. In der Hauptpartie erlebte man Andreja ZIDARIC, eine leuchtende Sopranstimme mit sehr gutem Ausdrucks- und Darstellungsvermögen, als ihre Schwester Salomea Brion Julia STURZLBAUM, die zusammen mit Caspar KRIEGER, der den unjglücklichen Jakob Michael Reinhold Lenz verkörperte (die Historie vermeldet, daß er in späteren Jahren schizophren erkrankt auf der Straße tot gefunden wurde) ein perfektes Buffopaar auf die Bühne stellte, obwohl sich die wankelmütige Salomea einem anderen zuwandte. Bei Caspar Krieger muß angemerkt werden, daß dieser schon durch sein Auftrittslied in der Szene mit dem Lämmchen eine herrliche Studie auf die Bühne bringen konnte.

Stimmlich wie darstellerisch perfekt, vor allen Dingen in der Tenorhöhe, glänzte wieder einmal Lucian KRASZNEC als junger Goethe, der die beiden wichtigsten Musiknummern in diesem Stück, wie Sah ein Knab‘ ein Röslein stehen und last not least, noch in aller Munde O Mädchen mein Mädchen, wie lieb ich Dich mit starkem Gefühlsausdruck im Vortrag zur Wiederhörensfreude des Publikums sang.

Als immer wieder auf der Bühne zu findende Mädchen waren Mitglieder des KINDERCHORS DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ unter der bravourösen Einstudierung von Verena SARRÉ zu finden, nämlich Feliciatas FEIL, Josephine HEES, Anastasia TOUBIA, Antonia VOLOVNIK und Antonia ZIMMERMANN, während der HERRENCHOR des Gärtnertplatz-Theaters unter der bewährten Einstudierung von Pietro NUMICO zum weiteren Erfolg des Abends beitrug.

Manches vergessene Werk, ob Oper oder Operette, fände auf diese Weise einen sicheren wiedergekehrten Platz auf den Bühnen. I.St.