„Die Fledermaus“ – 7. April 2022

In Kooperation mit dem Teatro Maggio Musicale Fiorentino in Florenz inszenierte der Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz München Josef E. KÖPPLINGER ein dort lang vermißtes Werk von Johann Strauss, nämlich die vom Publikum so geliebte „Fledermaus“, die zündende Melodien und Ohrwürmer aufweist, und dessen Handlung ganz in den Verhältnissen in gehobenen Kreisen der Jahrhundertwende in Wien spielt, allerdings in dieser Inszenierung in der Zeit nach dem 1 Weltkrieg.

Das Libretto von Richard Genée nach der Komödie Le Réveillon von Henri Meilhac und Ludovic Halévy wurde ins Deutsche gebracht von Karl Hafner und vom Intendanten selbst für seine Inszenierung überarbeitet. Manche bekannten Textstellen aus dem Original waren seiner Inszenierung angepaßt, etwas anders als gewohnt kamen die Dialoge zum Publikum, was aber zu dieser durchdachten Inszenierung paßte und überhaupt nicht störend wirkte.

So sah man im 1. Akt drei Kinder des Ehepaars von Eisenstein auf der Bühne (stumme Rollen) und auch gewahrte man einen Hund, der seine Wachfunktion voll beim Eintreffen des Gefängnisdirektors Frank (gute Studie von Reinhard MAYR) ausübte. Minimiert im Text war auch die Rolle des Frosch (sehr gut interpretiert von Michael DANGL), der meist bei seinem Auftritt über verschiedene politische Ereignisse der Gegenwart philosophiert, was hier sehr eingeschränkt wurde. Das Bühnenbild insgesamt stammt von Rainer SINELL, perfekt durchdacht, so kam es zu einem Sonderbeifall des Publikums, als sich der Vorhang zum Palais des Prinzen Orlofsky öffnete. Hier besonders beeindruckend die Statue des Komponisten. Auch paßten sich die gut entworfenen Kostüme von Alfred MAYERHOFER voll den zwanziger-Jahren an.

Die musikalische Interpretation von ORCHESTER und Sängern ist im Großen und Ganzen als hochkarätig zu bezeichnen. Anthony BRAMALL führte Sänger und Orchester bestens durch den Abend, nur leider lenkte die Vorstellung der Figuren während der Ouvertüre ein wenig vom beschwingten Dirigat des Dirigenten ab. Johann Strauss‘ Schnellpolka „Unter Donner und Blitz“ durfte natürlich nicht fehlen und wurde auch durch das als Fledermäuse verkleidete BALLETT unter der Bestchoreographie von Karl Alfred SCHREINER amüsant dem Publikum nahegebracht. Ebenso muß die CHOReinstudierung von Dovilé SIUPENYTE als sehr gut bewertet werden.

In der Reihenfolge der Künstler im Programmheft gab Daniel PROHASKA stimmlich wie darstellerisch wie von ihm gewohnt einen sehr guten Gabriel von Eisenstein, Jennifer O‘LOUGHLIN als seine Gattin Rosalinde glänzte durch einen perfekten höhensicheren Czardas, ihr Vortrag riß das Publikum zu einem lang anhaltenden Beifall hin. Eine großartige Adele mit Wiener Schmäh im Dialog zeichnete Ilia STAPLE, gesanglich in Bestdisposition bei ihren solistischen Vorträgen, ihre Koloraturen könnten nicht ausgefeilter zum Publikum kommen. Als Alfred war Lucian KRASZNEC auf der Bühne, der im Gefängnis befindlich eine gesangliche Bestinterpretation bewies, sein „Nessun dorma“ dort riß ebenfalls das Publikum zu einem begeisterten Applaus hin.

Daniel GUTMANN als Dr.Falke (die Fledermaus) war ebenfalls eine Bestbesetzung, Juan Carlos FALCÓN als Dr. Blind fügte sich mit seiner Rolle gut ein, ebenso Emma SVENTELIUS als Prinz Orlofsky, allerdings kann sie nicht an die großen Interpretinnen dieser Partie erinnern wie beispielsweise Brigtte Fassbaender. Überhaupt fand in diesem Palais alles in diesen Soirées statt, was die damalige sogenannte „Feine Gesellschaft“ zu bieten hatte – Sex, Trinkgelage, Glücksspiel und sogar russisches Roulette, gute Regie-Ideen des Regisseurs Josef E. Köpplinger, der mit dieser Inszenierung einmal anders Althergebrachtes zum Publikum brachte. I.St.