„Otello“ – 6. Dezember 2018

Die Inszenierung von Amélie NIERMEYER entspricht leider nicht immer dem Libretto von Arrigo Boito (Originaltext im Programmbuch und auch mit deutschen und englischen Übertiteln für das Publikum ersichtlich während der Aufführung). Warum? Hier ist Otello ein Weißer, obwohl das Schauspiel von Shakespeare und auch das Libretto von Arrigo Boito angeregt durch eine wahre Begebenheit in Zypern in Famagusta einen Dunkelhäutigen vorsieht. Text in Jago/Cassios Erzählung: „Ich verfluche das böse Schicksal, das Dich dem Mohren gab“). Aus einem Schwert („spada“ – wiederum im Libretto) wurde ein Messer, mit dem sich Otello selbst richtet. Wenig Annäherung eines lange getrennt lebenden Liebes-Ehepaars Otello/Desdemona ist im 1. Akt ersichtlich, beim Auftritt des sogenannten Helden Venedigs beim „Esultate“ ist keinerlei heldischer Triumph bei Otello zu bemerken, fast erscheint er hier schon als ein gedemütigter Gebrochener, wiederum warum?

Das Bühnenbild selbst ist ein Einheitsbühnenbild, aber sehbar, die Handlung spielt sich in kahlen Räumen ab (sehr gut allerdings die schloßartigen Wohnräume in Form von Video -Philipp BATEREAU- auf die Bühne zu bringen), dazu passende Kostüme der Jetztzeit von Annelies VANLAERE – einzig und alleine trug Desdemona ein Kostüm der mittelalterlichen Handlung.

Das sind nur so wichtige oder unwichtige? Auffälligkeiten in einer lang erwarteten Inszenierung von Verdis vorletzter großer Oper, ob sie allerdings so dem großen Komponisten mit seinem Librettisten gefallen würde, man weiß es nicht. Wer allerdings eine hervorragende Musikalität mit bester Sängerqualität erleben wollte, der wurde nicht enttäuscht.

Denn an diesem Abend trat die Premierenbesetzung auf wie in der Titelpartie Jonas KAUFMANN, bestens stimmdisponiert – seine Darstellung unterwirft sich der Regie, ihm zur Seite Anja HARTEROS als Desdemona, die sich stimmlich am Ende beim „Lied von der Weide“ und dem „Ave Maria“ noch steigern konnte, auch in der Darstellung ihrer Figur, und dazu Gerald FINLEY als Jago, dem allerdings das absolut Diabolische in Stimme und Darstellung nicht immer gelang.

Als Cassio fand Evan LeRoy JOHNSON besten Zugang zu dieser seiner Edelrolle. Die übrigen Interpreten wie Galeano SALAS als Rodrigo, Bállint SZABÓ als Ludovico, Milan SILJANOV als Montano, Markus SUIHKONEN als Herold und Rachel WILSON als Emilia fügten sich bestens stimmdisponiert ein.CHOR und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER wurden von Jörg Hinnerk ANDRESEN und Stellario FAGONE bestens betreut. Asher FISCH dirigierte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER mit hoher Musikalität und sicherer Dirigathand für Verdis Musik. I.St.