„Albert Herring“ – 6. April 2016

Dieses musikalisch hochkarätige Werk des großen zeitgenössischen Komponisten Benjamin Britten, der diese Komposition als Kammeroper deklariert haben wollte (nur mit zwölf Musikern ausgestattet) liegt für mehrere Aufführungstage in den besten Händen beim Münchener Opernstudio der Bayerischen Staatsoper. Die Handlung erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der durch die Erziehung einer autoritären Mutter (nicht nur stimmlich sehr gut gezeichnet von Ann-Kathrin NAIDU) im Dorf gemobbt wird , die dörfliche Doppelmoral wird in diesem Stück, das im übrigen nach einer Novelle von Guy de Maupassant vom Librettisten Eric Grozier verfaßt wurde, somit auch eine komische Oper ist, sehr gut dargestellt. Die Honorationen des Dorfes ernennen ihn als einzig moralisch Würdigen zum Maikönig, mit diesem seinem Preisgeld gelingt es ihm schließlich, endlich aus diesem Milieu auszubrechen und zu einem normalen mutterunabhängigen Mann zu werden.

Der Regisseur des Stück Róbert ALFÖDI inszenierte mit sehr guten Regie-Ideen librettogerecht, so stellt er den Titelhelden, der Gemüsehändler ist, gleich schon zu Anfang durch Verteilung von Apfeln ans Publikum in den Mittelpunkt des Stücks, und eine Unmenge von Äpfeln dienten auch zur Veranschaulichung des sehr guten Bühnenbilds von Ildikó TIHANYI nebst den sehr guten Kostümen der fünfziger Jahre von Fruzsina NAGY. Bei einer solchen Inszenierung fühlen sich vor allen Dingen die jungen Sänger des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper wohl, was man in allen Szenen sichtbar fühlen konnte.

In der Titelrolle des Albert Herring ließ die Darstellung und bestens ausgebildete Tenorstimme von Petr NEKORANEC aufhorchen, seine Erzählung über sein bisher doch erlebnisarmes Leben, seinen Willen, ein unabhängiger junger Mann zu werden, konnte ihm nicht besser gelingen, zumal er schon rein äußerlich für diese Rolle prädistiniert zu sein scheint. Bei den sogenannten „Moralaposteln“ des Dorfes, deren Oberhaupt Lady Billows (eine sehr gute und auch stimmliche Interpretation von Miranda KEYS) ist, waren weitere sehr gut eingesetzte junge Stimmen des Opernstudios auf der Bühne, nämlich Deniz UZUN als untergebene Dienerin der Lady Florence, Anna RAJAH als Lehrerin Miss Wordworth (mit kräftigem gut geschulter Sopranstimme), Johannes KAMMLER als Bürgermeister Mr. Gedge, Joshua Owen MILLS als Mr. Upfold und mit kräftigem sonoren Baß Igor TSARKOV als Kommissar Budd.

Stimmlich sehr gut harmonierten das Liebespaar Sid alias John CARPENTER und Nancy Marzia MARZO, beide quasi Vorbild für ein normales bürgerliches Leben für den armen Albert Herring. Es waren auch hervorragende Kinderstimmen auf der Bühne, die nicht nur stimmlich bereits eine Bestleistung erbrachten, sondern dazu auch noch darstellerisch ihre Sache sehr gut machten, an diesem Abend als Emmie Lioba Cäcilia BRAUN,Katharine MÜLLER als Cis und Anton HOCK als Harry. Hier zeigte sich wieder einmal, wie Stallario FAGONE, der Leiter des Kinderchors der Bayerischen Staatsoper, mit Kindern positiv arbeitet.

Die musikalische Seite wurde von Oksana LYNIV großartig geleitet, da es sich nach Benjamin Britten um eine komische Kammeroper handelt, fand man beim ORCHESTER Flöte (Alt und Piccolo, Oboe, Klarinette mit Baßklarinette, Fagott, Horn, Percussion, Harfe, Kontrabaß und Streichquartett, diese Zusammenstellung der Instrumente konnte den Kompositionsgedanken von Benjamin Britten voll herausarbeiten.

Ein amüsanter musikalisch hochkarätiger Abend – und vor allem mit vernünftiger Regie. Auch so geht es.
I.St.