„Liliom“ – 4. November 2016 (Uraufführung)

Dieses bekannte Bühnenstück des Ungars Ferenc Molnár, für dessen Vertonung sich schon u.a. Puccini interessierte, kam in einer außergewöhnlich gut komponierten Musik von Johanna Doderer auf die Bühne, die Musik wirkt für heutige Verhältnisse sehr melodisch und klangschön, allerdings enthält sie wenig Arien für Sänger, die bei diesem Stück eine beste Stimmposition zeigen müssen, da sie böse und schwierige Gesangsstellen enthält, die erst von einem Sänger bewältigt werden müssen, was die an diesem Abend auf der Bühne stehenden – teilweise Ensemblemitglieder der Staatstheaters am Gärtnerplatz – bestens unter Beweis gestellt haben.

Josef E. Köpplinger, der Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz, schrieb frei nach dem Bühnenstück des ungarischen Autors das Libretto, das eine beste Zusammenarbeit mit der Komponistin aufwies und sich verständlich in der heutigen Umgangssprache zeigte. Herr Köpplinger verlegte die Handlung in die Zeit der Uraufführung des Stücks nach Ungarn in ein Budapester Stadtwäldchen in ein Ringelspiel, wo Liliom als Schaukelbursch und Jahrmarktsrufer tätig war. Als Geliebter der Ringelspielbesitzerin Frau Muskat war der dazu begehrt von allen Mädchen, vor allem von Julie und wegen dieser er auch von der Ringespielbesitzerin entlassen wurde. Beide fanden dann Unterschlupf bei einer Photographin, wo Liliom erst nach der Mitteilung von Julie, daß sie ein Kind erwartet, sich zu einer gewissen finanziellen und menschlichen Verantwortung bekannte, nachdem er sie vorher gedemütigt und auch geschlagen hat. Er denkt sogar einen Raubüberfall an, wo er sich, um der Verhaftung zu entgehen, selbst richtete, vom Himmelsrichter allerdings nach der Bestrafung mit 16 Jahren Fegefeuer wieder auf die Erde zu seiner mittlerweile fast erwachsenen Tochter und seiner Julie geschickt wurde. Allerdings konnte er dort seine Zornausbrüche nicht lassen, und als er wieder zu schlagen begann, fühlte sich das für Mutter und Tochter wie Streicheln an. So endet das für den Autor so erfolgreiche Stück, das man in späterer Zeit im Wiener Prater spielen ließ.

Die musikalische Leitung hatte Michael BRANDSTÄTTER, der das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ zu einer Bestleistung an diesem Abend führen konnte, zu dem auch Felix MEYBIER wieder die Choreinstudierung hatte, da Frau Doderer in ihre Oper einige große Chorszenen eingebaut hat, die vom CHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ nicht nur durch ein geglücktes Stellungsarrangement auf der Bühne akustisch bestens wiedergegeben werden konnten.

Josef E. KÖPPLINGER oblag nicht nur das Libretto, sondern auch die Regie dieser Uraufführung, eine Leistung, die ihm so schnell keiner nachmacht, besonders in einer Reithalle so eine durchdachte Bestarbeit darzubieten, durch eine bewegliche Manege und mit einer einzigen Parkbank sowie einer Wohnstube im Kleinstbürgermilieu ein bewegliches Bühnenbild zu schaffen und zudem auch noch die Figuren des Stücks zu führen, zudem ihm für die Bühne Rainer SINELL sehr gut zur Seite stand. Man kann München nur zu diesem Intendanten und Theatermann gratulieren.

Alle Sänger zeigten sich in abendlicher Bestform. In der Titelpartie glänzte Daniel PROHASKA als Liliom, der diesen primitiven später geläuterten Jahrmarktsraudi (sehr gut herausgearbeitet „die Julie kriegt ein Kind“) so gut darstellte, als wenn ihm diese Rolle auf den Leib geschrieben zu sein schien, zumal er auch noch die schwierigen Tenorhürden bestens meisterte. Seine Julie war Camille SCHNOOR, die die einzige längere Gesangspassage, die Abschiedsszene von ihrem toten Geliebten, mit einer außergewöhnlich technisch präzisen sopranistischen Leistung darbot.

Die nette Freundin Marie wurde von Cornelia ZINK sehr gut gesungen, ebenfalls glänzte Angelika KIRCHSCHLAGER als liebestolle Ringelspielbesitzerin Frau Muskat in einer von ihr gewohnt sehr guten Gesangs- und Darstellungsinterpretation. Daneben wieder mit einer gelungenen Studie der Frau Hollunder Dagmar HELLBERG. Den Kleinkriminellen Fiscur gab Matija MEIC rollengerecht, ebenso auch Katerina FRIDLAND als Tochter Luise.

Die weiteren Darsteller, in kleineren Rollen meist aus dem Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz, wie Christoph FILLER in der Doppelrolle des Wolf Beifeld und Dr.Reich, Holger OHLMANN als Drechsler und 2. Detektiv und Polizist, Juan Carlos FALCÓN als Linzmann, Christoph SEIDL als Arzt, Maximilian MAYER als Stephan KADAR, Martin HAUSBERG als alter Schutzmann sowie allen voran als Polzeikonzipist (eine Art Petrus-Funktion der Ewigkeit) Erwin WINDEGGER fügten sich sehr gut nebst allen weiteren Kleindarstellern, auch die Rummelplatz-Kuriositäten in stummen Rollen,in diese außergewöhnliche Produktion des Staatstheaters am Gärtnerplatz ein.

Ob das Stück auf anderen Bühnen so erfolgreich über die Bühne gehen kann, steht momentan in den Sternen, da man dazu hervorragende Sängerdarsteller braucht, die im Moment nur am Staatstheater am Gärtnerplatz zu finden sind. I.St.