Über diese sehbare Inszenierung von Luc BONDY ist schon viel geschrieben worden,so daß heute nur auf die grandiose Besetzung des Abends eingegangen sein soll. Der Abend nämlich war mit hochkarätigen Stimmen besetzt, die sich trotz des an manchen Stellen zu laut wirkenden ORCHESTERs – Dirigent war Andrea BATTISTONI – durchsetzen konnten. Herr Battistoni konnte zwar mit seiner Stabführung einen guten Verismo kompositionsgerecht herüberbringen, wenn er aber nicht so gute Gesangsinterpreten gehabt hätte, die sich auf seine Dirigathand einstellten, dann wäre der Abend musikalisch nicht so perfekt gelaufen.
Anja HARTEROS in der Titelpartie konnte wieder mit ihrem strahlenden Sopran gerade bei der „Vissi d’arte“-Arie das Publikum voll überzeugen, auch ist sie in der Darstellung der unglücklich Liebenden eine Idealbesetzung in dieser Partie. Ihr zur Seite Stefano LA COLLA als berückend singender Mario Cavaradossi, mit ungewöhnlich strahlender tenoraler Höhe, die sich schon zu Beginn beim „Recondita armonia“ zeigte, und die sich besonders beim höhenreichen „Vittoria“ im 2. Akt steigerte. Die ganzen Emotionen dieses unglücklichen Freiheitskämpfers konnte Herr La Colla dann besonders bei „E lucevan le stelle“ ausleben, wobei zu bemerken ist, daß die beiden Stimmen Harteros/La Colla in einer seltenen Weise gerade am Ende der Oper gut harmonierten.
Eine Entdeckung an diesem Abend dürfte auch John LUNDGREN als Scarpia sein, der in Darstellung und stimmlicher Perfektion den miesen Charakter dieses Polizeischergen nicht besser auf die Bühne bringen konnte. Besonders schwer hatte er es beim „Te deum“ das viel zu laute Orchester zu übertönen, was ihm aber sehr gut gelang. Besonders gefiel er in seinem Monolog des 2.Akts, wo er seine teuflische Lebenslust durchdacht gesungen auf die Bühne brachte. Die weiteren gut besetzten Stimmen des Abends waren Alexander MILEV als Angelotti, Kristof KLOREK in der auflockernden Rolle des Mesners und vor allen Dingen Kevin CONNERS als Spoletta.
Christian RIEGER als Sciarrone konnte sich hier dazu gesellen, während Oleg DAVYDOV als Gefängniswärter der Abendregie zum Opfer fiel, denn seine Platzierung beim Todesschuß für Cavaradossi war so unglücklich gewählt, daß das Publikum im Parkett den sterbenden Cavaradossi nicht sehen konnte. Und warum setzte sich Tosca nach dem Mord an Scarpia unter das Fenster auf der Bühne und floh nicht? Die Stimme des Hirten war wieder mit einem sehr guten SOLISTEN DES TÖLZER KNABENCHORs besetzt. Dazu waren CHOR und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER wieder bei Stellario FAGONE in den besten Händen. I.St.