Mit einem Liederabend der Sonderklasse stellte sich der in München sonst nur als Operndarsteller auftretende amerikanische Tenor Matthew POLENZANI seinem Publikum vor, und er erwählte dazu einen grandiosen und offenbar mit ihm ständig arbeitenden Liedbegleiter Julius DRAKE, der voll auf den Sänger eingehend, alle Liedvorträge bestens am Piano unterstützte.
Herr Polenzani ist eine Bühnenpersönlichkeit mit einer enormen publikumswirksamen Ausstrahlung, die besonders bei seinem anspruchsvollen Liedprogramm zum Tragen kam. Er sang mit guter Textverständlichkeit in deutscher und französischer Sprache und trug dazu auch Lieder des englischen Komponisten Gerald Finzi, einem zeitgenössischen Komponisten, in seiner Muttersprache vor. Die Schubert-Lieder zu Beginn erklangen mit äußerster Präzision im Text, obwohl der Künstler eigentlich kaum deutsch kann.
Nach der Pause erklangen Lieder aus Robert Schumanns „Liederkreis“ ebenfalls mit großer Einfühlung in den deutschen Text, anschließend erklang Francis Poulenc in den Originalsprache mit sechs Liedern. Der in Deutschland kaum bekannte amerikanische Komponist Charles Ries, ebenfalls ein Zeitgenosse unter den Komponisten, komponierte ein deutsches Lied namens „Feldeinsamkeit“, seine Liedfolge erklang dann in englischer Sprache, Herr Polenzani trug beides in Perfektion und hoher gesanglicher Liedkunst vor, wobei zu bemerken ist, daß der Künstler eine sehr gute Liedgesangstechnik besitzt und sehr viele piani in seinem Vortrag zu finden sind, die er mit der Kopfstimme auszudrücken vermag. Er unterstrich seine Liedvorträge mit Gesten und erfreute das Publikum mit einem Pfeifen in einem der Ives-Lieder, einer Besonderheit in einem Liedprogramm.
Als Zugabe gab es noch ein Rachmaninov-Lied in englischer Sprache und ein schottisches Volkslied, Ein Abend der Superklasse. I.St.