Reihenweise werden sich langsam die Komponisten im Grab umdrehen, wenn ihre unvergessenen Bühnenwerke in solch unsinnigen Inszenierungen auf die Bühne kommen, wie schon wieder bei diesem musikalischen hochkarätigem Werk Giuseppe Verdis.
Die Inszenierung, die dieses Mal von Oliver PY stammt und deren Premiere an der Bayerischen Staatsoper am 27. Juni 2013 stattfand, war an diesem Abend eine sogenannte Wiederaufnahme – da hätte man sich nach so langer Zeit auf eine Neuinszenierung gefreut mit vernünftigen Regie-Gedanken. Das Libretto stammte von Salvatore Cammarano. Das einzig Verständliche dieser Inszenierung waren die sich immer wieder drehenden Räder, vermutlich Schicksalsräder, ansonsten verlegte der Regisseur die mittelalterliche Handlung in die Neuzeit, was die Kostüme von Pierre-André WEITZ erschließen lassen, der auch das Bühnenbild übernommen hatte. Was soll denn eine frauenärztliche Behandlung in einer stummen Szene? Auch nackte Romamädchen usw. wurden gesichtet, die von zwei Männern begehrte Leonora war als Blinde auf der Bühne, wohl um die Verwechslungsszene des 1. Akts auszudrücken, usw. usw.
Trotzdem fand an diesem Abend eine Publikumsbegeisterung statt, wohl um der hohen Musikalität von Dirigent mit Orchester und den engagierten Sängern die Referenz zu erweisen. Francesco Ivan CIAMPA, offenbar ein „Trovatore“-Spezialist, führte schwungvoll und einfühlsam dieses hochkarätige Werk des Komponisten mit dem STAATSOPERNORCHESTER durch den Abend, dessen viele Ohrwürmer ja lang vermißt auch von den Sängern bestens interpretiert werden konnten. Gerade die CHOReinstudierung war wieder einmal bei Christoph HEIL in den besten Händen, besonders natürlich fand der Zigeunerchor besten Anklang.
Die Baritonpartie des Conte di Luna lag in den bewährten Händen von George PETEAN, diese Partie scheint ihm nicht nur gesanglich auf den Leib geschrieben zu sein. Marina REBEKA, eine lange nicht gehörte Sopranistin an der Bayerischen Staatsoper, war wieder eine Bestwahl, ihre Arien, besonders ihre Auftrittsarie, vermochte sie bestens dem Publikum nahe zu bringen. Als Azucena war Yulia MATOCHKINA auf der Bühne, eine ausdrucksstarke Mezzostimme, die man sich öfter zu hören an der Bayerischen Staatsoper wünscht, und die auch darstellerisch diese Partie sehr gut auf die Bühne brachte.
Die Titelpartie des Manrico–Trovatore lag dieses Mal in den Händen von Vitorio GRIGOLO, der lautstark – piani zeigte er nur im Liebesduett mit Leonora im 2. Akt – seine Rolle interpretierte, auch war die Stretta nicht den Erwartungen des Publikums gerecht. Den Vogel allerdings dieses Abends schoß Tareq NAZMI mit seiner Auftrittserzählung als Ferrando ab, eine gewaltige, ausdrucksstarke Stimme war hier zu hören, der man leider an der Bayerischen Staatsoper zu wenig Aufmerksamkeit zollt. In den weiteren Partien wie Ruiz von Granit MUSLIU, un vecchio zingaro von Nikita VOLKOV und der messo von Aleksey KURSANOV bildeten eine gute Ergänzung der Stimmen des Abends.
Dieser „Trovatore“ könnte in einer anderen Inszenierung mehr Anklang finden. I.St.