An das für Richard Tauber komponierte Werk des Komponisten wagte sich das Züricher Opernhaus, von seinem Intendanten Andreas HOMOKI inszeniert, und für dieses Wagnis kann man nur gratulieren, da Opernhäuser außer einer „Fledermaus“, die Johann Strauß ja als Oper wollte, kaum eine Operette auf dem Spielplan haben. Hier – im Sprechtext sehr gekürzt – erlebte man aber doch musikalisch fast eine Oper, in die Fabio LUISI mit dem Orchester der PHILHARMONIA ZÜRICH mit einem Potpourrie der wichtigsten und bekanntesten Ohrenwürmern daraus zu Beginn entführte.
Man kann aber eine solche Operette nur dann zu Gehör bringen, wenn dafür Sänger zur Verfügung stehen, die für eine hohe Qualität einer solchen Aufführung garantieren, was man bei dieser Nachmittagsvorstellung in Zürich voll unterschreiben kann. In den Rollen der unglücklich Liebenden standen Piotr BECZALA als Prinz Sou-Chong und Julia KLEITER als Lisa auf der Bühne. Piotr Beczala, der sich generell für die Wiedergeburt der Operette einsetzt, glänzte hier in Stimme und Spiel, seine tenorale Höhe bei seinen ihm auf den Leib geschrieben zu sein gesungenen Arien wie „Dein ist mein ganzes Herz“, „Von Apfelblüten einen Kranz“ ist kaum zu toppen und dazu vermochte er die Mentalität eines chinesischen Prinzen glaubwürdig zum Publikum zu bringen. Unvergeßlich, wie er seinen Zusammenbruch, als Lisa ihn verließ, gestalten konnte. Als Lisa konnte man Julia Kleiter erleben, die ihre Rolle der liebenden Europäerin sehr gut gestaltete, leider stellten sich an diesem Nachmittag hier einige kleine Höhenschwierigkeiten ein. Beide Künstler konnten im übrigen die Regie-Ideen von Andreas Homoki sehr gut wiedergeben, vor allen Dingen zeigten sie bis zum Schluß ihre immerwährende Liebe sehr gut herausgearbeitet, die durch unüberwindliche Mentalitätsschwierigkeiten keine Erfüllung finden konnte.
Als Mi war Rebecca OLVERA eine sehr gute Wahl, ebenso Spencer LANG als Graf Gustav von Pottenstein, beiden hatte man ja ihre Rollen ein wenig beschnitten, konnten sich aber sehr gut in diese Inszenierung einfügen. Auch die beiden Chinesen Tschang Cheyne DAVIDSON und Martin ZYSSET als Obereunuch,letzterer gestaltete seinen kurzen Part humoristisch, fügten sich bestens ein.
Die im Programmheft für diesen Nachmittag vorgesehenen TÄNZERINNEN zeigten eine sehr gute chinesisch-orientalische Stimmung auf, ebenso der DAMENCHOR (gute Einstudierung von Ernst RAFFELSBERGER), der sogar chinesisch sang.
Wie überhaupt die Inszenierung von Andreas Homoki trotz kahl gehaltener Bühne, nur mit Treppen und zwei Bequemsesseln auf der Bühne die Handlung in Wien und China sehr gut aufzeigen konnte, hervorgerufen auch durch die stimmigen Kostüme von Wolfgang GUSSMANN und Susanne MENDOZA aus den zwanziger Jahren, die Zeit der Uraufführung, die am 10. Oktober 1929 in Berlin stattfand, nach dem Libretto der „Gelben Jacke“von Victor Leon mit den Texten von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda. Könnten sich vielleicht auch Deutsche Opernbühnen einmal für dieses Werk interessieren? I.St.