Mit dieser Spielzeitpremiere stellte sich die crème de la crème der Ensemblemitglieder des Staatstheaters am Gärtnerplatz vor, untermalt von der präzisen Dirigentenhand von Anthony BRAMALL, der sich mit Perfektion der Musik von W.A. Mozart widmete und der das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS zu einer spannenden und hoch musikalischen Abendleistung führte, zumal er dadurch auch die Sänger zu diesen ihren Höchstleistungen brachte.
Die Handlung der Oper ist allseits bekannt, wobei das Libretto von Lorenzo Da Ponte diesem dramma giocoso der Aufführung voll zu Grunde lag. Die Inszenierung von Herbert FÖTTINGER (Wiederaufnahme Ulrike ABERLE) erwies sich als durchdacht und konnte durch die glückliche Regiehand des Regisseurs das Handlungsgeschehen spannend, durchwachsen mit erotischen Szenen (so sah man nicht nur während des Maskenballs bei Don Giovanni die Damen des Chors und der Statisterie oben ohne) gespickt, so wie es wohl nicht nur in der Vergangenheit war, denn man verlegte die Handlung in die Jetztzeit, was die Kostüme von Alfred MAYERHOFER zeigten. Besonders beeindruckend und den Tatsachen entsprechend war, daß Donna Anna nicht das brave Mädchen war, sondern sich voll den sexistischen Annäherungen ihres Verführers unterwarf (hier hörte man die wieder einmal hervorragende Stimme von Jennifer O’LOUGHLIN, unübertrefflich in den beiden Arien der Donna Anna, vor allen Dingen „Crudel Ah no, no mio bene“), hatte sie doch den farblosen Don Ottavio (perfekt tenoral interpretiert von Gyula RAB) zum Bräutigam.
Das Bühnenbild von Walter VOGELWEIDER entsprach ganz dem Libretto, die kahle Drehbühne paßte sich voll den einzelnen Szenen an. Besonders beeindruckend war die Friedhofszene, wo Don Giovanni den am Grabstein befindlichen Christus abnahm und dann die Stimme des verstorbenen Komturs erklang. Hier stellte sich als Komtur Sava VEMIC vor, dessen schwarzer Bass äußerst perfekt und geschult erklang, diesem Sänger sagt man eine Weltkarriere voraus. Eine besondere Abendleistung erbrachte Timos SIRLANTZIS als Leporello, stimmlich wie schauspielerisch in einer Höchstform, der die allseits beliebte Registerarie in bester Herausarbeitung vortrug.
Als Donna Elvira, die im übrigen ihre berühmte Arie „Mi tradi quell’alma ingrata“ voluminös und eindrucksvoll sang, erlebte man die Darstellung und Stimme von Maria CELENG, bald könnte sie in Richard-Wagner-Partien glänzen. Zerlina und Masetto wurden von Sophie MITTERHUBER und Alexander GRASSAUER rollengerecht perfekt interpretiert.
Nun muß die Titelfigur endlich Erwähnung finden, die stimmliche und darstellerische Interpretation von Mathias HAUSMANN ließ keine Wünsche offen, für die Figur des Frauenbetörers eine Idealbesetzung. Am Schluß dieser Inszenierung erschießt sich Don Giovanni im Wahn des Rufes des Komturs, was wiederum eine geglückte Regie-Idee von Herrn Föttinger war. Die sehr gute CHOReinstudierung von Dovilè SIUPÉNITÉ paßte sich bestens dieser Inszenierung an.
Diese Aufführung mit hervorragender Musikalität und Regie-Ideen wird bei manchem im Publikum noch nachklingen und könnte und sollte auch die Jugend ins Theater locken. I.St.