„Lucia di Lammermoor“ – 1. Februar 2015

Auch so kann man librettogerecht inszenieren. Barbara WYSOCKA verlegte die bekannte Handlung in die Zeit der fünfziger Jahre, wo Heiraten aus Geld- und Staatsraisongründen neben Korruption in höchsten Kreisen Gang und Gäbe waren, so daß diese ihre Inszenierung man als glänzend durchdacht und publikumsverständlich bezeichnen kann. Bühnenbild (Barbara HANICKA) und Kostüme (Julia KORNACKA) paßten sich den Regiegedanken sehr gut an, so fand das Handlungsgeschehen in einem abgewohnten Saal eines Palastes aus dem 16. Jahrhundert statt, in dem sich die Protagonisten in moderner Kleidung dieser besagten fünfziger Jahre nicht verloren, und in dem auch ein Auto, in welchem Edgardo reiste (sehr guter Gedanke, ihn im Video chauffierend einzubinden), in dieser Zeit nicht störend wirkte.

An diesem Abend traten in den Hauptpartien auch die besten Belcanto-Sänger auf, die die Opernwelt derzeit zu bieten hat, und denen das Publikum mit stehendem Applaus für ihre Interpretationen dankte. In der Titelrolle eine bestens disponierte Diana DAMRAU, deren leuchtende Koloraturen ausgefeilt, höhensicher und mit starkem Ausdruck zum Publikum kamen, zumal sie auch in der Darstellung der unglücklichen Lucia unübertrefflich war. Ihr zur Seite Pavol BRESLIK als Edgardo, dessen best-tonorale Belcanto-Interpretationen immer wieder eine Garantie für geglückte Belcanto-Abende darstellen, zumal er mit dieser Partie als Ideal-Partner für Diana Damrau gelten darf.

Luca SALSI als Enrico Ashton konnte sich mit seinem fülligen stimmstarken Bariton – er sprang für den erkrankten Franco Vassallo ein – nicht besser in die Riege der Belcanto-Weltinterpreten einfügen. Ebenso konnte Emmanuele D’AGUANNO als der unglückliche Lord Arturo Bucklaw überzeugen, während Georg ZEPPENFELD als der priesterliche Erzieher Raimondo Bidebent mit seinem profunden kräftigen Baß und seiner Bühnenpräsenz die Riege der Bestinterpreten abschloß. Dean POWER als der Intrigen spinnende Normanno fügte sich sehr gut ein.

Die Lucia-Auftritte untermalte eine Glasharmonika, gespielt von Sascha ECKERT, die auch bei der Originalfassung vom Komponisten erklang, um die Wahnvorstellungen und das Gefühlsleben der Hauptinterpretin noch mehr zu unterstreichen, was die Musikalität einer „Lucia“-Aufführung noch mehr hervorhebt. Das Bayerische Staatsorchester unter Kirill PETRENKO machte dazu diesen Abend zu einem musikalisch Unvergeßlichen, zumal auch der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der bewährten Einstudierung von Stellario FAGONE in Bestform war.

Diese Inszenierung söhnte mit vielen anderen dieser Art das Publikum aus, es kann aber auch daran liegen, daß sie mit diesen hervorragenden Interpreten des Belcanto besetzt war.
I.St.