„I Pagliacci”/ „Il Tabarro” – 3. August 2014

Um diese beiden selten von Opernhäusern gespielten Verismo-Werke von Ruggero Leoncavallo und Giacomo Puccini in einer ländlichen Idylle (ein in ein Opernhaus umgebauter Stall bietet ausreichend Platz für Bühne und Publikum – ca. 600 Personen – mit bester Akustik) zu hören und zu sehen, reist man gerne aus München an, und war überrascht und beeindruckt von der angenehmen familiären Atmosphäre, die den Opernfreund dort erwartet. Der Allroundkünstler und Intendant dort Ludwig Baumann hat hier nicht nur aus 25 Nationen Künstler und Sänger beschäftigt – so mancher dort Engagierte konnte von dort aus eine Weltkarriere starten – sondern kümmert sich in diesem seinem Domizil auch um heimatlose Tiere, die man vor einer Opernaufführung in ihren Ställen und Weiden besuchen kann. Die Liebe zur Musik und zu den Kreaturen schafft eine ganz besondere familiäre Atmosphäre, die man in dieser heutigen technisierten Zeit besonders in Immling genießen darf und kann.

An diesem Abend konnte man unter der musikalischen Leitung von Cornelia VON KERSSENBROCK einen perfekt erarbeiteten Verismo-Abend erleben, Frau von Kerssenbrock dirigierte mit sachlicher geübter Dirigat-Erfahrung das FESTIVALORCHESTER GUT IMMLING und sorgte damit für eine perfekte Verismo-Interpretation, unterstützt durch die darin auftretenden Sänger, die Intendant Baumann nicht besser hätte auswählen können.

In beiden Stücken die Titelrolle des Canio und im „Tabarro“ den Luigi mit Alexander SCHULZ zu besetzen, ist ein absolutes Highlight. Alexander Schulz besitzt tenorale Ausdruckskraft und die für Verismo nötige Italianitá, mit äußerster Präzision und Gefühl erklang „Ridi Bajazzo“, als Luigi konnte er dazu noch besonderes schauspielerisches Können für diese unglückliche Liebhaber-Rolle zeigen.

Nedda und Giorgetta waren ebenfalls mit ein und derselben Sopranistin besetzt. Leider mußte an diesem Abend die dafür vorgesehene Anna Dimitriu absagen, und dafür holte man sich die Schwedin Liline CARLSSON, die als Einspringerin ihr bestes gab, als Nedda allerdings konnte sie weniger überzeugen, war aber für die Rolle der Giorgetta in stimmlicher wohl eingesungener Bestform.

Die beiden Bariton-Rollen des Tonio/Prologus und des Michele waren mit einem Routinier der Opernbühne besetzt, nämlich dem international bekannten Jacek STRAUCH, die in ihn gesetzten Erwartungen für diese Rolleninterpretationen erfüllte Herr Strauch bestens.

Im „Bajazzo“ traten noch auf der chinesische Bariton Yang LI sehr gut geschult als Silvio und Joska LEHTINEN als Komödiant Peppe, eine sehr gute Belcanto-Tenorstimme. Alle weiteren Protagonisten fand man auch im „Tabarro“ wieder, so das gut ausgewählte Liebespaar Susanne HIRL und Marcus ZAHARIA, und Tinca und Talpa, besetzt mit zwei sehr guten Stimmen von Alik IBRAHIMOV und Jacik JANISZEWSKI. Eine besonders gute Leistung erbrachte die Mezzosopranistin Antonela BARNAT im „Tabarro“, die den kurzen Arienpart dieser liebesarmen Lumpensammlerin eindrucksvoll wiedergeben konnte.

Alle übrigen Protagonisten, ob im „Bajazzo“ oder in „Il Tabarro“ fügten sich bestens in die Inszenierung von Verena VON KERSSENBROCK ein, zumal schon das Bühnenbild von ebenfalls Verena von Kerssenbrock und Wiebke HORN zu diesen Leistungen anregte, sehr gut gelungen ist das Bühnenbild der 1. Oper mit einem perfekten Zirkuswagen, und im „Tabarro“ vermochten die beiden die Szenerie der Seine-Schiffer sehr gut aufzuzeigen. Alle Erwähnten stellten hier eine text- und handlungsgerechte Inszenierung mit wenigen Mitteln auf die Beine, was einfach bewundernswert ist.

Und nach der Aufführung sangen viele der Protagonisten im Festzelt aus ihrem bestehenden Repertoire, wo gibt es denn so etwas? Man freut sich jetzt schon auf eine Wiederkehr im nächsten Jahr.
I.St.