Die letzte Vorstellung der aktuellen Lübecker „Lohengrin“-Produktion brachte eine interessant andere Besetzung eines der Protagonisten-Paare. Lena KUTZNER als Elsa und Magnus VIGILIUS in der Titelpartie brachten ein ganz neues Level an Strahlkraft und Rollenverständnis auf die Lübecker Bühne und damit in die Produktion selbst ein.
Lohengrin erfuhr in der Interpretation des dänischen Tenors den Abend über eine ganz eigene musikalische Entwicklung – von heldisch-metallisch klingend zu Beginn, über vom sanft Zärtlichen ins Dramatische wachsenden Klang während des Brautgemachs hin zu einer Gralserzählung, die sowohl den Stolz als auch den Bruch, die Enttäuschung und am Ende eben auch die Schwäche des scheidenden Helden zeichnete. Eine Entwicklung kongruent zur Produktion, der man gern folgte, weil man hier nicht nur eine schön klingende und sichere, sondern vor allem in allen Teilaspekten interessante Tenorstimme zu hören bekam.
Diese Vielschichtigkeit brachte auch Lena Kutzner mit. Ihre Elsa ist wenig ätherisch, besitzt aber jene Energie, die die Auseinandersetzung vor dem Münster und später auch das Aufbegehren gegenüber ihrem Helden wie das Scheitern am Ende glaubhaft machte, ohne daß das Entrückte, Schwärmerische der Figur auf der Strecke blieb. Man ahnte schon zu Beginn, daß diese Elsa sich gegen Ortrud zu behaupten können würde. Auch die stimmlichen Voraussetzungen dazu waren definitiv geben. Kraftvoll, strahlend, warm, mit viel Substanz bot sich hier ein Stimmerlebnis, wie man es in Lübeck in diesem Fach länger nicht gehört hat.
Natürlich begeisterten auch in dieser letzten Vorstellung Bea ROBEIN als fulminante Ortrud mit Präsenz wie vielschichtiger, in allen Lagen rund klingenden Stimme und Anton KEREMIDTCHIEV mit seiner nicht minder imposanten Darbietung, der mit seinem packenden Rollenporträt Telramund wieder mit der der Figur zustehenden Mehrdimensionalität zeichnete. Als Heerrufer brachte Jacob SCHARFMAN wie schon in der Premiere stimmlich wie in der Darstellung die ganz große Show auf die Bühne.
Gustavo MORDENTE EDA, Noah SCHAUL, Laurence KALAIDJIAN, Christoph SCHWEIZER als brabantische Edle komplettierten den überaus positiven Eindruck ebenso wie die Edelknaben, gesungen, getanzt und gerockt von Valentina RIEKS, Nataliya BOGDANOVA, Frederike SCHULTEN und Iris MEYER
Aus dem Graben tönte es recht breiig und an so mancher Stelle selbst oben im Rang viel zu laut. Stimmen wie die, die man diesen Abend zur Verfügung hatte, zuzudecken, muß man auch erst einmal schaffen. Auch die Koordination zwischen GMD und CHOR ließ zu wünschen übrig. Das Lübecker Publikum war trotzdem rundum und auf die ihm eigene Weise begeistert. [Vielleicht gewöhnt man sich ja irgendwann dieses enervierende, nicht differenzierende rhythmische Klatschen auch wieder ab.] AHS