Galakonzert der Stimmen – 26. Januar 2014

U-Bahnfahren ist nicht nur gut für die Umwelt, manchmal entdeckt man auch den einen oder anderen Hinweis auf eine Veranstaltung, die man sonst wohlmöglich verpaßt hätte. So erging es uns u.a. mit diesem Galakonzert. Die Hamburger Musikhalle wäre sicherlich mit mehr Werbung noch besser besucht gewesen, aber schlußendlich war immerhin mehr plakatiert worden als bei ähnlichen Veranstaltungen zuvor.

Dovlet NURGELDIYEV erhielt im Rahmen des Programms enttäuschend wenig Gelegenheit zur gesanglichen Darbietung, nutzte den Abend aber, um mit seinem stets so lebendigen wie erstklassigen Gesang und seinem ausgewogenen Repertoire zu punkten. Gerade der lange Atem und das sehr reizvolle Timbre machen ihn zu einer Ausnahmeerscheinung. Mit „Un aura amorosa“ gab der Sänger eine Vorschau auf den anstehenden Ferrando und bewies, welch guter Mozart-Sänger er ist. Sein spielfreudiger Nemorino ist bereits eine Paraderolle, die man zur Gänze im Mai an der Hamburgischen Staatsoper sich nicht entgehen lassen sollte. Den Alfredo würde man gerne zum jetzigen Zeitpunkt der Stimmentwicklung erneut vollständig hören. Erstmals konnte man sich auch an Werthers „Pourquoi me reveiller?“ erfreuen. Es wäre allerdings noch erfreulicher gewesen, wenn der Dirigent hier die Bereitschaft gezeigt hätte, das Publikum auch etwas von der Pianokultur des Sängers hören zu lassen. Als Zugabe gab es die Arie des Lenski, die nicht nur sprachlich ein Genuß war.

Wenig erfreulich klang der Sopran an seiner Seite. Ekaterina LEKHINAs Stimme besitzt im oberen Bereich ihrer Stimme unvorteilhafte Schärfen, was gerade auch die Arie der Königin der Nacht wenig hörenswert machte. Hinzu kam eine fehlende Geläufigkeit der Koloraturen. Insofern war die Auswahl der Partien mit u.a. Violetta, Amina und Linda di Chamounix doch recht unglücklich, zumal alles auch irgendwie gleich klang. Stilistische Unterschiede wurden ebensowenig gemacht wie auch gar nicht erst der Versuch erfolgte, lebendige Figuren auf die Bühne zu stellen.

Dieses Manko kam besonders zum Tragen, als bei den beiden Duetten „Una parola, Adina“ und dem als Zugabe offenbar unvermeidlichen „Brindisi“ beide Sänger aufeinander trafen.

Die Erstbegegnung mit der NEUEN PHILHARMONIE HAMBURG war eigentlich eine sehr angenehme. Das im 2003 gegründete Orchester mit erfreulich vielen jungen Gesichtern in seinen Reihen besitzt einen angenehmen, individuellen Klang. Mozart, Donizetti, Verdi, Mascagni etc. – jeder für den Abend gewählte Komponist wurde in der ihm entsprechenden musikalischen Weise dargebracht und die entsprechenden Unterschiede trotz der Kürze der Stücke hörbar zelebriert.

Leider litt die musikalische Qualität an diesem Abend sehr unter dem Dirigat von Prof. Ulrich WINDFUHR, dessen Leitung des Abends insbesondere bei der Wahl der Tempi und der Lautstärke nicht überzeugen konnte. Vielleicht hatte er schlicht vergessen, daß neben ihm auch Sänger auf der Bühne standen. Begleitung eines entsprechenden Konzertabends geht aus unserer Sicht anders.

Tenor und Orchester würden wir gern noch einmal zusammen hören, aber dann mit einem anderen Sopran und einem wesentlich einfühlsameren Dirigenten.
MK + AHS