Ob ich eigentlich schon einmal in der Opernfactory gewesen sei, fragten mich Frau und Herr Dr. Curth bei einer Veranstaltung am Freitag. Nein, war ich nicht (Wie gut kennt man eigentlich seinen Bezirk? Offensichtlich gar nicht…). Diese Frage führte mich am darauffolgenden Sonntag in Hamburgs wohl kleinstes Opernhaus, und – dies sei vorangestellt – ich wurde nicht enttäuscht.
Gegründet 2012 in einer ehemaligen Gewürzmühle im Wandsbeker Stadtteil Tonndorf, bietet die Opernfactory ein buntes und durchaus anspruchsvolles Programm von Konzert bis Oper. Gespielt wird mit Klavierbegleitung.
Durch den kleinen Eingangsbereich mit Garderobe und Abendkasse und das schön, aber vor allem gemütlich gestaltete Foyer betritt man schließlich den Theatersaal mit seinen 130 Plätzen, der seinen Ursprung als Fabrikhalle nicht versteckt, aber über eine angenehm gesangsfreundliche Akustik verfügt.
Mittelpunkt dieses Nachmittags war die Musik von Johann Strauß (Sohn). Neben Theatergründerin und -chefin Barbara KALINER standen Frauke BURG und Benedikt SINDERMANN auf der Bühne. Begleitet wurden sie von der Pianistin Doris VETTER.
Gesungen wurden Arien und Duette aus Strauß‘ Operetten, an erste Stelle natürlich aus der „Die Fledermaus“, gefolgt von „Der Zigeunerbaron“, „Eine Nacht in Venedig“ und schließlich „Wiener Blut“. Zwischen den einzelnen Programmteilen hörte man kurze Zusammenfassungen der Handlung des jeweiligen Stücks.
Ein in allen Details auf das Programm abgestimmtes Bühnenbild bildete den Rahmen für eine Darbietung mit viel Spielfreude, Schwung und Augenzwinkern.
Faszinierend war die ganz natürlich entstehende Interaktion zwischen Bühne und Publikum. Jeder Kleiderwechsel der beiden Sängerinnen wurde mit Ahs und Ohs bedacht. Besonders beliebte Melodien wurden einfach mitgesungen, erst leise, schließlich mutiger – und ich habe definitiv schon professionelle Chöre gehört, die schlechter klangen. Es war alles in allem ein wirklich schöner musikalischer Nachmittag.
Was Barbara Kaliner und ihre Mitstreiter ihrem Publikum bieten, ist ein Kulturerlebnis in der Nachbarschaft, genau dort, wo die Menschen leben. Ein Dienst an der Gemeinschaft, der sicherlich mit viel Aufwand, Kosten und Mühen verbunden, aber auch wirklich wertvoll ist.
Ich freue mich schon auf „La Bohème“ im November. AHS