„Rigoletto“ – 13. Oktober 2018

Die Hamburger Kammeroper wagt sich erneut an ein Stück des sogenannten Kernrepertoires. Das funktioniert grundsätzlich gut, einziges Manko ist ein weiteres Mal die deutsche Übersetzung. Gerade bei Stücken, bei denen man den Originaltext sehr gut kennt, fällt der holperige, teilweise schwer singbare Text besonders auf. Da wundert es nicht, wenn Sopran und Tenor bei „Caro nome“ und „La donna è mobile“ teilweise ins Italienische wechseln.

Die Inszenierung von Roman HOVENBITZER ist funktional. Im Palast des Herzogs und im letzten Bild geht es relativ heftig und eindeutig zur Sache, Sparafucile und Maddalena werden sehr tänzerisch geführt, ansonsten ist alles da, was man für einen gelungenen „Rigoletto“ benötigt. Das Bühnenbild von Anna SIEGROT (auch Kostüme) ist wandelbar und die Mini-Bühne ideal aus. Daß zwei Sänger tatsächlich sechs Rollen sangen, fiel nur durch einen Blick ins Programmheft auf.

In der Titelrolle war Titus WITT zu erleben. Er machte seine Sache nicht schlecht, aber die ganz große Identifikation mit der Rolle blieb (noch?) aus. Er wirkte besonders durch den Text beeinträchtigt, so daß die ganz langen Bögen einfach schon aus sprachlichen Gründen abbrachen. Darstellerisch konnte man jedoch jederzeit nachvollziehen, warum die Höflinge ihn so verabscheuen.

Als Gilda war Luminita ANDREI exzellent bis in die Spitzentöne und Koloraturen. Sie betätigte den sehr positiven Eindruck aus der „Dame mit den Noten“. Sie spielte ein junges Mädchen, das schon länger aus dem kleinen Kind, das Rigoletto in ihr sieht, herausgewachsen ist, ihm dies aber nicht verständlich machen kann.

Als Herzog war Gheorghe VLAD jeder Zoll ein von sich überzeugtes Mannsbild, der gar nicht auf die Idee kommt, daß ihm eine Frau widerstehen könnte. Er sang die heikle Partie ohne große Schwierigkeiten, die wenigen, nicht ganz idealen Töne konnte er gut wieder in die Gesangslinie einbinden.

Monterone und Sparafucile wurden gleichermaßen stimmgewaltig von Bruno VARGAS verkörpert. Es ist erfreulich, daß man den Sänger auch einmal in einer größeren Rolle erleben konnte, nachdem er in kleineren an der Staatsoper schon wiederholt positiv auffiel. Feline KNABE sprang munter und sehr kompetent zwischen den vier kleineren Frauenrollen hin- und her, und wechselte nicht nur die Haar-, sondern auch jedes Mal die Klangfarbe.

Als Marullo, Borsa und Ceprano ersetzen Robert ELIBAY-HARTOG, Stefan HAHN und Daniel POHNERT auch gleich den Chor. Es ist kaum vorstellbar, daß man hier präsentere und stimmpotentere Sänger für diese Rollen finden kann.

Am Pult des ALLEE THEATER ENSEMBLES stand Yu SUGIMOTO und leitete den Abend mit viel Brio und sängerfreundlichen Tempi. Da freut man sich auf eine Wiederbegegnung. MK