„Aida“ – 12. Oktober 2014

Ich gebe es gern zu. Als Roberto Alagna als Radames dieser Aufführungsserie angekündigt wurde, haben wir böse gelästert. Und so war es für uns denn auch nicht überraschend, daß kurzfristig Marcello Giordani und Carl Tanner als Ersatz in dieser Serie genannt wurden. Immerhin Gründe, auch tatsächlich eine Karte zu kaufen.

Am Ende war es Carlo VENTRE, der an jenem Sonntagnachmittag den männlichen Hauptpart übernahm. Er erwies sich als tenorale Wundertüte. Wie man eine so grandiose Kerkerszene singen kann und bei gleicher Gelegenheit in anderen Momenten stimmlich derart untergeht, vermag sich mir nicht zu erschließen. Sei‘s drum, es gab schon schlechtere tenorale Leistungen auf dieser Bühne, aber definitiv auch bessere.

Die Entdeckung dieser Aufführung war ohnehin Liudmyla MONASTYRSKA. Ihre Aida zu verpassen, wäre ausgesprochen schade gewesen. Neben einer warmtimbrierten, farbenreichen Stimme verfügt sie auch über die Gabe, sich auf jeden Partner problemlos einzustellen und der Rolle mit viel Einfühlungsvermögen für die jeweilige Situation gekonnt zu formen. Leidenschaft, Demut, Zuversicht – all das sah man nicht nur in ihrem Spiel. Es spiegelte sich stets auch in der musikalischen Interpretation.

Als Amneris sprang zudem Marina PRUDENSKAJA ein. Dieser Frau zuzuhören und zuzusehen, wird nie langweilig. Mit viel Freude gab sie der Rolle, den von der Regie gewünschten kindischen Charakter, wobei es nicht für eine Sekunde überzogen, sondern stets überraschend natürlich wirkte. Ihre Stimme gefällt durch ihre Individualität und Ausdruckskraft ganz besonders.

Alin ANCA möchte ohrenscheinlich einmal in die Fußstapfen von Alexander Tsymbalyuk treten. Sein hervorragend gesungener Ramfis kam dem stimmlich schon durchaus nahe. Florian SPIESS blieb als König leider recht unauffällig. Mit Franz GRUNDHEBERs Gesang und Rolleninterpretation werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr warm werden. Sein Amonasro war mir zu aufgesetzt, um lebendig zu wirken.

Ida ALDRIAN punktete bei ihrem Kurzauftritt als Priesterin (warum bitte ist diese Rolle nicht länger?). Daniel TODD ergänzte als Bote.

Der CHOR (Einstudierung: Eberhard FRIEDRICH) lieferte eine solide bis gute Leistung. Der frühe Start der Aufführung forderte hier wohl Tribut.

Eine Aufführung unter der musikalischen Leitung von Stefan SOLTESZ ist ob der häufig gewählten Lautstärke immer ein wenig anstrengend für die Ohren. Diesmal konnten sich aber alle Sänger gut behaupten, und die PHILHARMONIKER HAMBURG hatte bis auf ein paar Wackler bei den Blechbläser einen ganz guten Nachmittag.
AHS