„La Fanciulla del West” – 7. Mai 2019

Manchmal sollte man einfach in der Pause gehen. Für mich wäre es an diesem Abend definitiv die bessere Entscheidung gewesen und hätte mir zumindest Marco BERTIs Version von „Ch’ella mi creda“ erspart. In Hamburg schwankt man als Besucher aktuell in bezug auf Besetzungen ja ohnehin „wie cool ist das denn“ und einem schlichten „warum“.

Warum also z.B. Anja KAMPE, die Minnie mit ein paar höchst eigenwillig klingenden Spitzentönen versorgte und auch zu ihrer Figur nichts wirklich Interessantes aufzeigen konnte? Ruzana GRIGORIAN (Wowkle) war es ein leichtes, sie in ihrer gemeinsamen Szene an die Wand zu singen und zu spielen. Minnies Schicksal war einem bestenfalls egal.

Auch beim Dick Johnson des Abends wünschte ich mir, das erlebt zu haben, was die am Schluß jubelnden Teile des Publikums an Leistung von Marco Berti anscheinend gehört und gesehen hatten. Für meine Ohren paßte da gar nichts, zu bemüht, in zu schlechter stimmlicher Verfassung hörte man den Tenor. Hinzu kam eine Rolleninterpretation, die so ziemlich jedes schlechte Klischee zu erfüllen schien.

Claudio SGURA konnte den Abend auch nicht wirklich retten. Gesungen war es ohne Zweifel mehr als anständig, aber seinem Jack Rance fehlte irgendwie die Gefährlichkeit. Wenn der Sheriff nett an der Bar herumlungert und hin und wieder höflich versucht, bei Minnie zu landen, ist das weder stückkonform, noch abendfüllend. Doch was hätte der Bariton auch tun sollen, kam von seinen beiden Hauptpartnern eigentlich nichts zurück.

Das Hamburger Herren-Ensemble tat sein Bestes, aber letztlich konnten Jürgen SACHER (Nick), Tigran MARTIROSSIAN (Ashby), Kartal KARAGEDIK (Sonora), Ziad NEHME (Trin), Alexey BOGDANCHIKOV (Sid), Viktor RUD (Bello), Peter GALLIARD (Harry), Sungho KIM (Joe), Jóhann KRISTINSSON (Happy), Alin ANCA (Larkens), Ang DU (Billy Jackrabbit), Shin YEO (Jake Wallace), Christoph RAUSCH (José Castro) und Dongwon KANG (Postillon) dem Abend auch nicht aus dem Loch der Langeweile helfen. Zumindest brachten sie gemeinsam mit dem HERRENCHOR (Leitung: Eberhard FRIEDRICH) eine gute Puccini-Ensembleleistung zustande.

Das funktionierte beim Philharmonischen Staatsorchester unter der Leitung von Josep CABALLÉ-DOMENECH nicht ganz so gut. Lag es am Dirigenten oder an der aktuellen Verfassung des Hamburger Orchesters? Irgendwie hörte man nichts Halbes, nichts Ganzes.

Irgendwie ein verschenkter Abend, wie schade. AHS