„La forza del destino“ – 5. Januar 2014

Die drei Haupprotagonisten des Abends – Anja HARTEROS, Jonas KAUFMANN und Ludovic TÉZIER versetzen das Publikum in einen Stimmenrausch, selbst der Komponist Giuseppe Verdi hätte das voll unterschrieben, hätte er diese drei Weltsänger auf der Bühne erlebt. Man spielte ja die Mailänder Fassung von 1869, welche eine Handlung von reiner Liebe, irrtümlichem Mord, Flucht und Krieg und Seelenfriedenssuche in Klöstern erzählte, vor Ausländerfeindlichkeit schreckte man damals ebenso wenig zurück wie heute.

Zudem kam die Inszenierung von Martin KUSEJ einigermaßen gut beim Publikum an, da doch hier einmal von ihm etwas Brauch- und Sehbareres als eh und je auf die Bühne kam. Er versetzte das Stück in die Jetztzeit – die Kostüme von Heidi HACKL bewiesen es – die Preziosilla steckte er allerdings in eine viel zu enge hotpant, um aus dieser Figur eine männerbetörende Marketenderin zu machen. Nadia KRASTEVA aber meisterte diese schwer zu singende Partie mit ihrem gewaltigen Mezzo trotz diesem sexbetonten Kostüm bestens.

Man konnte auch nicht so recht erkennen, um welchen Kriegsschauplatz es sich handeln könnte, aber Krieg gibt es ja ständig in der Welt und die dazu gehörigen Söldner auch. Auch Leonora zeigte nur durch einen Hut ihre Unkenntlichkeit für ihren rachesüchtigen Bruder, die in der Partitur (Libretto Fracesco Maria Piave – textliche Neufassung von Antonio Ghislanzoni) erforderliche Männerkleidung für die Flucht und den Unterschlupf in einem Männerkloster war ebenfalls für Herrn Kusej nicht nötig, außerdem müßten die Mönche allesamt dem Jesuiten-Orden angehören, da sie weltliche Kleidung trugen – sogar weiße Hosen vom Prior bis einfachem Mönch – besonders erkennbar bei Renato GIROLAMI bestens interpretiertem Fra Melitone.

Den Marchese di Calatrava und den Padre Guardino mit einem Bassisten zu besetzen, war eine gute Regie-Idee, da beide die Vaterfigur für Leonara darstellen. Die Interpretation beider Figuren ist Vitalj KOWALJOW gut gelungen. Anja Harteros brachte wieder einmal eine sängerisch und darstellerisch hervorragende Zeichnung der leidgeprüften Leonora auf die Bühne, ihre beiden großen Arien, besonders „Pace, pace“ wurden wieder einmal zum Höhepunkt eines Opernabends. Feine Piani-Phrasierungen zeichnen diese Stimme aus, gepaart mit äusserstem Einfühlungsvermögen in die Frauenrollen, die sie interpretiert.

„La forza del destino“ ist eine Verdi-Oper, die besondere Männerstimmen verlangt, einen höhensicheren und bestdisponierten Tenor und einen kräftigen stimmflexiblen Bariton, die sich beide in ihren Szenen voll ausleben können. Besonders muß die Stimm- und Spielharmonie in den Kampfszenen der beiden eine Einheit bilden. Dies ist den beiden Protagonisten Jonas Kaufmann und Ludovic Tézier voll gelungen. Das Freundschaftsduett der beiden im 3. Akt sowie die Kampfszenen sind deshalb zu den Höhepunkten des Abends zu zählen, in ihren Arien selbst konnten beide Sänger ihr Können in Höchstleistung voll ausleben, es bedarf daher keinerlei weiterer Beurteilung.

In den weiteren Rollen der Curra (Heike GRÖTZINGER), des Alcalde (Christian RIEGER), Maestro Trabuco (Francesco PETROZZIetrozzi) und des Chirurgo (Rafal PAWNUK) fügten sich gute Stimmen in die Abendbesetzung ein, ebenso wie CHOR und EXTRACHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der bewährten Choreinstudierung von Sören ECKHOFF. Leider mußte der Abenddirigent Asher FISCH einige Buhs hinnehmen, da er das BAYERISCHE STAATSORCHESTER etwas verwischt durch den Abend führte, was aber durch die hervorragende Sängerleistung wieder wett gemacht wurde.

Diese „Forza del destino“ wird lange Zeit mit diesen hervorragenden Interpreten nachklingen.
I.St.