„Rigoletto“ – 16. April 2017

Die Oper Frankfurt brachte hier eine Aufführung dieser so gängigen Oper Giuseppe Verdis auf die Bühne, die man selten in dieser Qualität an Musikalität und Sängerkönnen auf einer Bühne antrifft,sogar kann von einer fast geglückten Regie (Hendrik MÜLLER) und einem ebenso zeitgemäßen Bühnenbild und den passenden Kostümen (Rafail AJDARPASIC – Katharina WEISSENBORN) gesprochen werden. Man war hier mittendrin im Handlungsgeschehen am Hofe von Mantua und Umgebung, zeitgerecht und librettogerecht (Francesco Maria Piave) durchdacht.

Hendrik Müller stellte allerdings die Hauptfigur des Rigoletto als ein sich an der Menschheit für sein bisher erlittenes Schicksal Rächender dar, der autoritär Gilda bewacht bzw. bewachen läßt, sowie keinerlei Gottesfurcht kennt (er ißt zu Beginn der Oper ein Marienbildnis auf), die dann auch zur Katastrophe am Ende führt. Gilda ist seine Gegenspielerin, eingesperrt und streng bewacht, sehnt sie sich nach Freiheit und sucht als gläubige Christin im Unterbewußtsein eine Möglichkeit, sich aus der väterlichen Zwangsjacke zu befreien. Da kommt ihr der als Student verkleidete Herzog gerade recht, sie will durch ihren Opfertod am Ende sich mehr an ihrem Vater rächen als an ihrem sie enttäuschenden sie betrügenden Liebhaber.

Nach der Inszenierungsidee soll sie auch offenbar nach ihrem Tod in die Gemeinschaft einiger heiliger Martyrer eingehen, die sich auf der Bühne einfanden (Schluß der Oper). Als ungewohnt wäre anzumerken, daß Gilda nicht von Sparafucile, sondern von Maddalena erstochen wird. Eine sehr gute Regie-Idee ist, im 3. Akt das Handlungsgeschehen in einem Zirkuswagen stattfinden zu lassen, denn hier werden Sparafucile und Maddalena als fahrende Gaukler dargestellt, die sich durch Auftragsmorde und Prostitution einen Nebenverdienst verschaffen. Auch befanden sich einige Käfige mit eingesperrten Protagonisten im Saal des Hofes von Mantua auf der Bühne, vermutlich wollte die Regie aufzeigen, wie sich nicht nur Gilda fühlen muß, sondern auch die Menschen in einer höfischen Enge. Einige Kleinigkeiten sind immer in den heutigen Regie-Ideen zu finden, die offenbar das Publikum zum Nachdenken anregen wollen, obwohl man sich wirklich auf die so großartige Musik,hier Giuseppe Verdi, konzentrieren möchte und was auch hier letztlich voll gelungen ist.

Carlo MONTANARO führte das FRANFURTER OPERN- UND MUSEUMSORCHESTER verdigerecht durch den Abend, war nur bei einigen Stellen für die Sänger etwas zu laut, besonders zu bemerken bei den Arien des grandiosen Rigoletto-Interpreten Quinn KELSEY, der einen kräftigen sehr guten voluminösen Bariton aufzeigt und sich dazu mit einer sehr guten Italianitá in die Baritonweltspitze für italienische Oper singen wird.

Brenda RAE als Gilda zeigte eine einfühlsame Darstellung ihrer Rolle, besonders im 1.und 3. Akt in ihrer Todesszene, gepaart mit ausgefeilten perfekt höhensicheren Koloraturen in ihren Arien. Bei den Bestleistungen beider Sänger trat die Rolle des Herzogs von Mantua in der Interpretation von Mario CHANG etwas in den Hintergrund, obwohl Herr Chang eine sehr gute tenorale Abendleistung darbot und mich ein wenig an den jungen Luciano Pavarotti erinnerte.

Önay KÖSE und Ewa PLONKA als Sparafucile und Maddalena machten ihre Sache sehr gut, ebenso Nina TARANDEK als Giovanna und Magnus BALDVINSSON als Graf von Monterone. Die übrigen Protagonisten wie Iurii SAMOILOV als Marullo, Michael MCCOWN als Borsa sowie das Grafenpaar von Ceprano Nikolaj TRABKA und Julia DAWSON (letztere hatte man mit Beinschiene und Stock auftreten lassen – warum,war nicht zu ergründen) fügten sich bestens in die hervorragende Sängerriege ein, ebenso der HERRENCHOR DER OPER FRANKFURT unter der Einstudierung von Markus EHMANN.

Stehende Ovationen am Ende der Oper für die Künstler. I.St.