„Mazeppa“ – 12.Juli 2024

Die Handlung der Oper beinhaltet die historischen Ereignisse des Jahres 1709, als sich der ursprünglich zarentreue ukrainische Hetmann Mazeppa (oberster Rang der ukrainischen Kosaken) auf die Seite des Feindes schlug.

Somit entstand durch die Regie von Matthew WILD, der die Handlung in die Jetztzeit verlegte, eine Symbiose zwischen Vergangenheit und Gegenwart und konnte auf die augenblickliche Kriegssituation Russland/Ukraine hinweisen. Das Libretto dieser Oper, deren Uraufführung am 15. Februar 1884 war, stammt von Victor P. Burenin unter Mitarbeit des Komponisten selbst nach dem Poem Poltawa von Alexander S. Puschkin, diese Schlacht in Poltawa war wohl ausschlaggebend für den Verrat Mazeppas. Die dem Libretto entnommene Liebesgeschichte zwischen dem alternden Mazeppa und der jungen Maria ist historisch allerdings nicht erwiesen.

Führend in diesem Werk ist die Musik von Peter I. Tschaikowski, die nicht nur hohe Ansprüche an das Orchester stellt, sondern in ihren Arien und Duetten hohe Anforderungen auch an die Stimmen der Protagonisten. In manchen Orchesterstücken waren musikalische Fragmente aus Tschaikowskis „Eugen Onegin“ zu hören.

Diese Oper „Mazeppa“ so perfekt handlungsgerecht wieder zu geben, stellt ein Wagnis dar, das der Regie von Matthew Wild voll gelungen zu sein scheint, vor allen Dingen die Idee, die Bühne in zwei Ebenen zu teilen, in der oberen Ebene in einer Serie von Räumen fand das teils blutige Handlungsgeschehen statt, in der unteren Ebene wurde das Volk platziert, das immerwährend Zeuge des oberen Handlungsgeschehens war. Dieses anspruchsvolle Bühnenbild nebst den Kostümen waren Ideen von Herbert MURAUER in Übereinstimmung der Regie von Matthew Wild.

Und das dazugehörige Dirigat in einer ausgezeichneten Stabführung von Karsten JANUSCHKE, der das ORCHESTER DER TIROLER FESTSPIELE ERL in vollendeter Dirigathand durch den Abend führte, dürfte in dieser Form dieses so selten aufgeführte Meisterwerk des Komponisten zu einem Reiserenner der Opernfreunde aus aller Welt machen. Man sang in russischer Sprache.

Die Hauptpartien der Singdarsteller waren mit hervorragenden Sängern besetzt, die in ihre Stimme das sogenannte russische Timbre legen konnten. So erlebte man in der Titelpartie einen bestdisponierten Petr SOKOLOV, der durch seine Ausdrucksstärke den Abend zu seinem Höhepunkt werden ließ. Als sein Gegenspieler und Vater der jungen Maria Kotschubej war ebenso in seinen Arien besonders in der Todesszene mit Alexander ROSLAVETS ein weiterer Sänger auf der Bühne, der seinem Gegenspieler weder in stimmlicher noch darstellerischer Hinsicht in nichts nachstand.
Seine Ehefrau Ljubow wurde von Helene FELDBAUER in sopranistischer Perfektion auf die Bühne gebracht.

In der weiteren Folge des Abendprogramms könnte Mikhail PIGOROV eine Tenorentdeckung sein, der die Partie des unglücklichen Andrej in hervorragender Abendform sang. Als Maria, die von Mazeppa begehrte Tochter des Kotschubej war Nambulelo YENDE zu erleben, die stimmlich dieser Rolle gut gewachsen war. Die weiteren Partien waren mit Dennis CHMELENSY als Orlik, Carlos CÁRDENAS als Iskra und Jan KOZIARA als betrunkener Kosak stimmgerecht ausreichend besetzt.

Die weiteren Rollen der Sänger sowie das hineingefügte BALLETT gute Choreographie von Christiana STEFANCU waren librettogerecht besetzt, ebenso gab es gute Video-Arrangements von Bibi ABEL passend zum Libretto zu sehen.

Abschließend ist hier von einem Glücksgriff der Tiroler Festspiele 2024 zu sprechen, dieses so selten gespielte Werk von Peter I. Tschakowski in dieser Form auf die Bühne zu bringen. I.St.