„Lady Macbeth von Mzenzk“ – 6. Mai 2023

Schostakowitschs Oper über eine mordende und morden lassende Frau ist alles andere als einfach auf die Bühne zu bringen. Dieses gelang dem Theater Detmold jedoch im Großen und Ganzen gut.

Die Inszenierung von Joan Anton RECHI hatte durchaus ihre Momente, wie z.B. die Andeutung, daß es zwischen Katerina und Sergej wohl bereits eine wie auch immer geartete Vorgeschichte gegeben haben könnte, oder Sergejs irritierte Reaktion als seine Geliebte plötzlich von Hochzeit fabuliert. Insgesamt hätte ich mir jedoch gerade in den Szenen zwischen Katerina und Sergej mehr „Wir gegen die Welt“ gewünscht. Speziell die Szene vor deren erster gemeinsamer Nacht hat mir nicht begreiflich machen können, weswegen sie sich auf ihn einläßt. Dafür wussten die großen Chor- und Ensembleszenen durchaus zu gefallen.

Zentrales Element der ersten drei Akte ist ein alter Mercedes, in dem Katerina wohl lebt und in dem und um ihn herum auch sonst alles passiert. Sonst bleibt die Bühne von Ausstatter Markus MEYER dem Stück angemessen karg, ebenso wie dessen schlicht gehaltenen Kostüme.

Die junge Shelley JACKSON bewältigte die anspruchsvolle Partie der Katerina alles in allem sehr souverän. Es fehlte mir jedoch ein wenig das Aus-Sich-Herausgehen, das Extreme, was sicherlich die Erfahrung bringen wird. Nichts desto trotz ist sie ein jugendlich-dramatisches Versprechen für die Zukunft. Man darf gespannt sein, was da noch kommen mag.

Zoran TODOROVICHs Sergej geriet mir zu eindimensional. Ja, die Rolle ist ein widerlicher Vergewaltiger, dennoch hätte ich mir mehr Facetten gewünscht, mehr Raffinesse, so daß nachvollziehbar wird, wie er Katerina um den Finger wickelt, mehr Zynismus (Wahrheit?) bzgl. seiner von ihm ach so oft betonten Empfindsamkeit.

Ralf LUKAS war ein herrlich böser Boris, dem man seinen wagnerschen Background anhört, wohingegen Ji-Woon KIMs Sinowi eigentlich zu sehr strahlte, um als langweilender Ehemann und duckmäuserischer „Sohn von“ durchzugehen. Er dürfte im italienischen Spinto-Fach besser aufgehoben sein.

Irakli ATANELISHVILI ließ als Verwalter/Alter Zwangsarbeiter aufhorchen, ebenso wie Karsten MÜNSTER als Schäbiger und Stephen CHAMBERS als Lehrer. Lotte KORTENHAUS gab der Axinja das notwendige Profil. Seungweon LEEs Pope bestach nicht nur durch seine mächtige Stimme, sondern auch durch komödiantisches Talent, gerade in der ersten Szene.

Die restlichen Rollen waren durch die Bank weg gut besetzt mit Dorothee BIENERT als Sonjetka, Florian ZANGER als Wächter/Hausknecht, Felix SCHMIDT und Steffen SCHULTE als Vorarbeiter, Lifan YANG als Kutscher/betrunkener Gast, Andreas JÖREN als Polizeichef, Jakob KUNATH als Polizist/Sergeant und Stephanie HERSHAW als Zwangsarbeiterin.

Die beste Leistung kam allerdings aus dem Orchestergraben. György MÉSZÁROS trug das blendend aufgelegte SYMPHONISCHE ORCHESTER DES LANDESTHETATERS mit traumwandlerischer Sicherheit durch diese wahnsinnig komplexe Partitur. Ein Sonderlob gilt den tiefen Streichern, die häufig eine sehr bedrohliche Atmosphäre kreierten. Dem standen der CHOR und EXTRACHOR unter der Leitung von Francesco DAMIANI in nichts nach. Diese erwiesen sich zudem als ausgesprochen spielfreudige Darsteller. WFS