Diese dreißig Jahre alte Produktion hat einen besonderen Platz in unseren Herzen, es war die erste Vorstellung, die AHS und ich gemeinsam besucht haben; der Rest ist Geschichte. Die Inszenierung von Eike GRAMSS in der Ausstattung von Peter SYKORA ist gut gealtert und funktioniert noch immer. Es ist ja durchaus erfreulich, eine Inszenierung zu sehen, die einfach die Geschichte in ansprechender Ausstattung erzählt.
Leider blieb Saioa HERNÁNDEZ in der Titelrolle einen Großteil des Abends die Identifikation mit der Figur schuldig. Da wirkte vieles aufgesetzt, nicht wirklich natürlich, was sich im Gesang fortsetzte. Da waren insbesondere im ersten Akt auch deutliche Zeichen von Überforderung zu hören, die sich allerdings im Laufe des Abends legten. Ihr Tod gelang ihr dann allerdings stimmlich vollauf überzeugend. Stefan POP als Pinkerton wurde zwar lautstark bejubelt, mir ist aber unklar, wofür eigentlich. Die angestrengten Spitzentöne? Seine sich immer wiederholende Gestik? Oder die Verweigerung, die Figur irgendwie zu interpretieren? Ich wußte am Ende des Abends jedenfalls nicht, ob dieser Pinkerton nun Reue spürt, Selbstmitleid, beides gleichzeitig oder gar nichts davon.
Besser bestellt war es um die weiteren Rollen. Natalia SKRYCKA war als Suzuki jederzeit präsent und ließ einen wohlklingenden Mezzo hören. Sharpless war bei Lauri VASAR in besten Händen. Er machte alles aus der Rolle – die Emotionen, die er mimisch durchlitt nach „Quindici anni“ waren ergreifend – sang mit rundem, warmen Bariton und sorgte dafür, daß er zurecht bei seinem Solovorhang bejubelt wurde.
Die Nebenrollen sind zum größten Teil exzellent besetzt, allen voran der furchteinflößende Onkel Bonze von Grigory SHKARUPA. Andrés MORENO GARCIA ist als Goro mehr als rollendeckend. Aufhorchen und sofort Aufmerksamkeit wecken lassen Anna KISSJUDIT als Kate und Žilvinas MIŠKINIS als Standesbeamte, beide aus dem Opernstudio. Victor RUD als Yamadori komplettierte.
Der STAATSOPERNCHOR (Leitung Martin WRIGHT) und die STAATSKAPELLE BERLIN hatten einen grandiosen Abend. Vor allem das Vorspiel zum dritten Akt wird lange nachklingen. Massimo ZANETTI hielt nicht nur den Abend zusammen, er war ein umsichtiger Begleiter und ließ die Partitur in ihrer ganzen Schönheit strahlen. Das war schon nahe an der Perfektion. MK