Für die Eröffnung der 14. Martinu-Musikfesttage hatte Festivalleiter Robert Kulinsky etwas ganz Besonderes aufs Programm gesetzt. Martinus Kantate „Der Blumenstrauß“ aus dem Jahr 1937. Ein Werk, das auch viele Martinu-Kenner bis jetzt nicht gehört haben dürften, wird es doch sehr selten aufgeführt und liegt nur in einer, bereits älteren Aufnahme vor.
Die Funk-Kantate in acht Teilen schrieb Martinu in Paris, und in der Ouvertüre meint man fast ein wenig Pariser Straßengeräusche zu vernehmen. Dann aber wendet sich das Werk den Texten nach Balladen des Dichters Karel Jaromír Erben zu und damit in Richtung Mähren und Böhmen. Holzschnittartige Texte von der „Schwester Giftmischerin“, der „Kuhhirtin“ und „Liebe zählt mehr als Familie“ zeichnen ein bisweilen drastisches Bild, wie die Volkmärchen es lieben.
Martinus orchestrale Einleitungen und die Lieder selbst, als Wechselspiel von Chor (hervorragend wie so oft der PRAGER KAMMERCHOR) und Solisten (allen voran der Tenor Jaroslav B?EZINA, aber auch Sopran Petra FROESE, Alt Nina AMON und Baß Marc-Olivier OETTERLI) hauchen den Minidramen Leben ein, das abwechslungsreicher und feiner ausgearbeitet kaum sein kann. So wird das letzte Stück, statt instrumental wie die anderen, von einem Lied (Adam und Eva) angeführt, das neben den Instrumenten nur von einem Kinderchor (sehr schön die SURSEE CANTOREI) gestaltet wird, um dann im Lied von „Mensch und Tod“ zu enden. Der ganze Farbenreichtum von Martinus Musik steckt in diesem Werk, das er selbst nie gehört haben dürfte.
Wie die anderen Protagonisten wird das ENSEMBLE BASILISK in diesen fünfundvierzig Minuten von Gerd ALBRECHT souverän geleitet, und er beweist damit einmal mehr, seine große Affinität zur tschechischen Musik.
Angemessener kann man ein Martinu-Festival kaum beginnen, was auch der große Applaus bewies. Hörer im Bereich von DRS 2 haben Gelegenheit, das Werk am 13. Januar 2009 im Radio zu hören. KS