„Beatrice et Benedict“ – 5. Juni 2007

Den intellektuellen Kampf zwischen Mann und Frau hat wohl kaum jemand so herrlich beschrieben wie Shakespeare. Man denke an „Der Widerspenstigen Zähmung“ mit seinem für die Frau nicht sonderlich schmeichelnden Ausgang. Aber auch in „Viel Lärm um Nichts“ gilt es wunderbare Wortduelle auszufechten zwischen den beiden widerspenstigen Beatrice und Benedick. Daneben wirken die Liebenden Hero und Claudio beinahe langweilig.

Das dachte sich auch Hector Berlioz und machte das spannendere Paar gleich zum Titel und Mittelpunkt seiner letzten Oper. In Augsburg spielt das Stück in moderner Zeit, wenn man sich die Bühne von Mark GLÄSER anschaut. Ein großer Swimmingpool bestimmt das Bild von edlem Holzparkett umgeben und einem traumhaften Blick auf die (sizilianische?) Küste. Wer hier wohnt, hat Geld und wohl auch Macht.

Und die vornehme Zurückhaltung, die das mit sich bringen kann, strahlt der Hausherr Leonato von Dieter GOERTZ auch aus. Er hat alles im Griff, na ja fast alles, denn seine Nichte Béatrice zeigt sich wenig beeindruckt. Sie schlendert staksig in Hosen und mit Blazer umher und wenn man mit ihr reden will, steckt sie sich unhöflich die Kopfhörer ihres MP3-Players in die Ohren. So sie dann doch einmal zuhört, gibt sie mit großen Gesten giftige Widerworte. Uta BUCHHEISTER bestimmt so den Abend. Wie sie sich von bissig, über höchst verunsichert zu vorsichtig liebend, dies aber nie ohne Stachel, wandelt, ist ein Genuß. Ihr schöner, gestaltungsfähiger Mezzo unterstreicht das Bild.

Béatrice muß auch der Liebling von Regisseurin Jasmin SOLFAGHARI sein, denn die unterstützt den männlichen Gegenspieler wenig. Peter BERNHARDs Bénédict steht von Anfang an etwas hilflos daneben, selbst wenn er wortreich Paroli bietet. Ihm fehlt eindeutig die Kampfeslust, vielleicht hat ihm der gerade beendete Krieg doch ziemlich zugesetzt. Glaubwürdiger ist er dann als Liebender, das weiche, schwärmerische scheint ihm mehr zu liegen.

Stefanie KUNSCHKE als Hero entspannt sichtlich als sie ihre lange schwere Arie „Je vais le voir“ hinter sich hat und genießt dann das Duo mit Zofe Ursula am Ende des ersten Akts. Vuokko KEKÄLÄINEN besticht als diese mit samtiger Tiefe und großer Spielfreude und verleiht der Figur viel von dem Humor, den sie bei Shakespeare hat, auf den Berlioz aber verzichtet. Der legt den Humor stattdessen in die Chorprobe des Somarone. Stefan SEVENICH als komponierender Chorleiter biegt und wiegt sich, kommandiert das Orchester und gleichzeitig den Chor, der sich aufführt wie ein Kirchenchor auf Mallorca-Ausflug in bunter Freizeitkleidung und mit Sonnenbrillen (Kostüme: Tomás KYPTA), lieber ein Glas in der Hand als die Noten. Und herrlich schief singen können diese Leute auch.

Am Ende, bei großer Abendunterhaltung, vielen umhersausenden Hostessen und Sonnenuntergang, hat dann auch Béatrice unter dem Blazer die große Abendrobe angelegt, äußeres Zeichen einer inneren Wandlung. Und nachdem das wichtigste, die Mitgift Heros, dezent an den Bräutigam Claudio (Manuel WIENCKE) übergeben wurde, können auch die Titelhelden in den Hafen der Ehe segeln, stürmisch wird es dort allemal.

Henrik NÁNÁSI und sein PHILHARMONISCHES ORCHESTER AUGSBURG begleiten das Treiben, unterstützen die Szene tatkräftig, in der Chorszene mit eindeutigem schauspielerischem Talent. KS