4. Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks
An diesen Abend wird sich das Münchener Opernpublikum noch lange erinnern, der an perfekter Sänger- und Orchesterleistung kaum zu übertreffen war, und am Ende und schon zur Pause das Publikum zu stürmischen Beifallsbekundungen hinriß. Schon allein die Aufführungsseltenheit des meisterhaft komponierten Werks – eine Musik voller Melodik und Dramatik – lockte die Münchener Operngeher ins Prinzregententheater, um endlich einmal in den Genuß des Werks zu kommen, für das sich die Opernhäuser dringlichst mehr interessieren sollten.
Die konzertante Interpretation allein in dieser Form sorgte schon dafür, um eine Vorstellung der Handlung zu gewinnen, die in der Zeit in Indien spielte, als dort die englische Besatzung für Unterdrückung der Inder sorgte. Lakmé, die Tochter eines Brahmanenpriesters, verliebte sich in einen englischen Offizier Gérald, der von ihrem Vater Nilakantha in Tötungsabsicht verfolgt, schwer verletzt von ihr versteckt und geheilt wird, sie selbst aber opfert sich für den Geliebten durch Selbstmord.
Dieses Werk enthält musikalische Höhepunkte und immense Anforderungen an die Sänger, für deren Bewältigung man eine Bestriege an Interpreten braucht. Diese Sängerriege – man sang in der Originalsprache französisch mit deutschen Übertiteln – war vom Bayerischen Rundfunk gefunden, Sänger,die man in München leider kaum kennt. Es gibt in dieser Oper zwei dem Publikum nicht unbekannte Gesangsdarbietungen, nämlich das Blumenduett im 1. Akt zwischen Lakmé und ihrer Begleiterin (letztere war mit Antoinette DENNEFELD sehr gut besetzt) und die Bravourarie für Koloratursopranistinnen, nämlich die sog. „Glöckchenarie.“der Lakmé. Diese Partie hatte man mit Marie-Eve MUNGER besetzt; von Anfang an meisterte die Koloratursopranistin ihre Partie perfekt, zeigte eine überragend ausgearbeitete Interpretation gerade ihrer weich und anschmiegsam gesungenen höhensicheren Koloraturen gerade in dieser „Glöckchenarie“. Der stürmische Applaus danach und am Ende bewiesen ihre großartige Leistung.
Als Liebhaber Gérald konnte sich neben Marie-Eve Munger Reinoud VAN MECHELEN seht gut behaupten, sein hell gefärbter höhensicherer Tenor war die Idealbesetzung für diese Partie. Zu erwähnen neben den beiden Hauptprotagonisten ist noch Andrew FORSTER-WILLIAMS als Brahmane Nilakanthra, der seine Rachgefühle bassistisch bestens interpretieren konnte.
Die Nebenrollen wie Chantal SANTON-JEFFRY als Verlobte des Gérald Ellen, Blandine FOLIO PERES als Gouvernante Mistress Bentson (humoristisch gestaltet), Loic FÉLIX als Diener Hadji (seine kleine Arie im letzten Teil der Oper ließ aufhorchen) und last not least Enrique SÁNCHEZ-RAMOS als Freund Fréderic waren sehr gut ausgewählt.
Der Dirigent des Abends war Laurent CAMPELLONE, der mit starkem (Körper-) Einsatz und temperamentvoller Einfühlung in die Musik Léo Delibes das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER durch den Abend führte. Der CHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ unter der Einstudierung von Felix MEYBIER mit seinen Solisten konnte sich bestens einfügen. Da capo, auch auf einer Opernbühne. I.St.