Diese immer wieder vom Publikum begehrte (ein sog. Publikumsrenner) Inszenierung von Jürgen ROSE, der auch Bühne, Kostüme und Lichtkonzept inne hatte, somit ein sog.Allroundkonzept lieferte, fand an diesem Abend wiederum ein begeistertes Publikum. Premiere der fünfaktigen Oper fand in dieser Bühnenversion im Jahre 2000 statt nach der italienischen fünfaktigen Fassung von 1886 und der Urfassung von 1867, wo Jürgen Rose sein ganzes Können zeigte. Das Bühnenbild, dem finsteren Mittelalter Spaniens voll angepaßt, in dem lediglich ein besonders gewähltes Rot in Kostümen die einzelnen Szenen erhellten, trafen buchstäblich ins Schwarze, besonders eindrucksvoll das Autodafé und das Kruzifix auf der Bühne, vor dem sich die Handlung abspielte, und das das mittelalterliche Denken mit Inquisition in Spanien besonders zum Ausdruck brachte.
Musikalisch kann von einem sehr guten Verdi-Abend gesprochen werden. Paolo CARIGNANI führte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER sehr gut durch den Abend, konnte auch in der Sängerführung sehr gut punkten, zumal man doch hier einige Sänger in den einzelnen Partien zum ersten Mal erleben konnte.
In der Reihenfolge des Programmheftes erlebte man Ildar ABDRAZAKOV als Philipp II.von Spanien – gefühlvoll und ganz dem mittelalterlichen Denken unterworfen (besonders eindrucksvoll die Szene mit dem Großinquisitor), ausgestattet mit einer brillanten Technik gestaltete er diese Partie, wobei natürlich „Ella giammai m’amo“ zu seinem Höhepunkt wurde. Die Rolle des Carlos hatte man mit Younghoon LEE besetzt, der in dieser Partie in vielen Passagen ungeheuer forcierte, besonders auffällig im 1. Akt, dem sog. Fontainebleau-Akt. Man war gespannt auf das Debüt von Christian GERHAHER als Posa, präzise und ausdrucksstark, gepaart mit einer ungewöhnlichen Textverständlichkeit sang hier ein deutscher Bariton gelungen diese Partie.
Ebenso trat Günther GROISSBÖCK zum ersten Mal als Großinquisitor auf, der Bassist verfügt über eine glänzende Technik und schauspielerische Bühnenpräsenz, somit konnte er einen großen Erfolg verbuchen, die nächtliche Szene mit dem König gestalteten beide Bassisten zu einem Krimi. Peter LOBERT als Mönch – Karl V.- konnte sich gut einfügen.
Tamara WILSON als Elisabeth von Valois war gut besetzt, wobei sie sich bis zu ihrer Schlußarie stimmlich gut steigern konnte und diese Arie perfekt und in stimmsicher Bestform zeigen konnte. Den Vogel schoß allerdings Nadia KRASTEVA als Eboli ab, stimmlich perfekt und gekonnt im Vortrag sang sie ihre beiden Arien, wobei sie „O don fatale“ zu ihrem persönlichen Höhepunkt machen konnte, wohl eine der besten Interpretinnen dieser Partie seit 2000.
Eri NAKAMURA als Page Tebaldo sang ihre Partie ganz ordentlich, die anderen kleineren Partien waren mit Lucy GRAIG als Gräfin Aremberg und Selene ZANETTI als Stimme vom Himmel ausreichend besetzt, dazu noch in einer Doppelrolle Galeno SALAS als Graf von Lerma und königlicher Herold. Die Flandrischen Deputierten waren mit Christian RIEGER, Andrea BORGHINI, Sean Michael PLUMB, Kristof KLOREK, Igor TSARKOV und Milan SILJANOV stimmsicher ausreichend besetzt. Wieder einmal erklang der CHOR und EXTRACHORDER BAYERISCHEN STAATSOPER unter Sören ECKHOFF bestens einstudiert.
Begeisterter Schlußapplaus am Ende. I.St.