„Il Trittico“ – 28. März 2016

Wohl angeregt durch die Fernsehserie „Das Traumschiff“, wo einzelne Episoden abgeschlossen erzählt werden, inszenierte Claus GUTH die drei musikalischen kleinen Meister-Verismo-Werke von Puccini auf einem Luxusdampfer, so „Il Tabarro“ (Der Mantel), „Suor Angelica“ (Schwester Angelica) und „Gianni Schicchi“. Vergeblich suchte man bei „Il Tabarro“ die Atmosphäre eines Pariser Schleppkahns auf der Seine, ebenfalls dachte Herr Guth nicht an den titelgebenden Mantel am Schluß der Oper, in den der Ehemann den von ihm getöteten Liebhaber seiner Frau diesen ihr eingewickelt vor die Füße legte. (So auch im Infoheft der Oper Frankfurt angekündigt). Bei diesem Familiendrama einer ausgebrannten Ehe, hervorgerufen durch den Tod des gemeinsamen Kindes (stumme Rolle) kam ein Mantel nur als Bindeglied der Familie beim Duett Michele-Giorgetta zum Tragen, was aber wiederum nicht den Gedanken des Librettisten Giuseppe Adami entspricht, und somit auch nicht dem Original des Schlusses der Oper.

Auch die Geschichte der adeligen Suor Angelica, die jahrelang in der Abgeschiedenheit eines Klosters wegen einer sündhaften Beziehung, aus der ein Kind entstand, lebt, die dann durch den unvermuteten Besuch einer Tante vom Tod ihres Kindes erfuhr, und dazu erfahren muß, daß ihr Liebhaber von einst ihre Schwester heiratet, und sie deshalb auf ihr Erbe verzichten muß, was letzendlich zu ihrem Selbstmord führt, um sich mit ihrem Kind in anderen Welten zu vereinigen, findet auf einem Luxusdampfer eine schwere Verständlichkeit eines Opernkenners. Erkennbar waren die Nonnen nur durch ihre einfache Kleidung.

Eher findet man Zugang zur Inszenierung der auflockernden Geschichte des „Gianni Schicchi“, der als falscher Erblasser eines soeben Verstorbenen dessen Testament zu seinen Gunsten und wenig zu Gunsten der ideegebenden Verwandtschaft verfaßt. Letztere Episode kam librettogerecht (Giovacchino Forzano) auf die Bühne, sogar Dante Alighieri, aus dessen „La divina commedia“ die Geschichte letztlich stammt, fand am Schluß der Oper Erwähnung auf der Bühne.

Von der musikalischen Seite her waren diese drei Verismo-Kleinodien in den besten Händen von Jakub HRUSA, der das FRANKFURTER OPERN- UND MUSEUMSORCHESTER zu einer abendlichen Bestleistung führte und auch für eine hervorragende Sängeruntermalung sorgte. Es waren hier Weltstars engagiert, wie im „Mantel“ als Michele Zeljko LUCIC, der nicht nur hier sein stimmliches Können ausleben konnte, sondern auch als Gianni Schicchi dazu sich von der humoristischen Seite zeigte. Die Sopranistin Elza van den HEEVER fand nicht nur im „Mantel“ als Giorgetta zu einer Bestleistung, sondern war als Suor Angelica unübertrefflich in ihrer stimmlichen Darstellungsfähigkeit.

Vincent WOLFSTEINER als Luigi im „Mantel“ ließ sich zwar leicht erkältet ansagen, brachte aber seine Partie sehr gut zu Ende. Das Paar Frugola (Claudia MAHNKE) und Talpa (Alfred REITER) als älteres Paar mit Sehnsucht nach häuslicher Bleibe wurde von den beiden bestens interpretiert, ebenso waren Hans Jürgen LAZAR als Tinca, der Liederverkäufer Beau GIBSON sowie das Liebespaar Ingyu HWANG und Jessica STRONG sehr gut besetzt.

Bei den weiteren Partien in „Suor Angelica“ ist vor allen Dingen die Leistung der Tante Principessa von Suzanne HENDRIX hervorzuheben, die machthungrige Fürstin konnte man gesanglich nicht besser zeigen, ebenso ist die Leistung von Joanna KRASUSKA-MOTULEWICZ als Äbtissin und Judita NAGYOVÁ als Suora zelatrice hervorzuheben. Alle weiteren Rollen der klösterlichen Damen waren hervorragend besetzt, durch die grauen Einheitskostüme (bei allen drei Opern von Anna Sofie TUMA) waren die einzelnen Stimmen schwer zu unterscheiden.

Bei „Gianni Schicchi“ darf natürlich die Rolle der Lauretta, sehr gut besetzt mit Maria BOCHMANOVA, beurteilt nicht fehlen, sie sang „O mio babbino caro“ innig und ausdrucksbetont, ihr zur Seite Arthur ESPIRITU als Rinuccio, eine Tenorstimme, die aufhorchen läßt. Die übrige Verwandtschaft des Verstorbenen war mit den hervorragenden Ensemblemitgliedern der Oper Frankfurt an diesem Abend bestens besetzt.

CHOR und KINDERCHOR DER OPER FRANKFURT waren in den besten Händen von Tilman MICHAEL und Markus EHMANN.
I.St.