„La Rondine“ – 11. Oktober 2015

1. Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks

Mit seinem 1. Sonntagskonzert wagte sich der Bayerische Rundfunk – wieder konzertant – an eine fast vergessene und selten aufgeführte Oper des großen Verismokomponisten Giacomo Puccini, dessen Komposition verschiedene seiner weltberühmten Opernwerke vermischt in diesem Werk enthalten, so vernahm man einzelne Stellen aus „Turandot“, „La Bohème“ und „Madama Butterfly“. Alles in allem ist dieses späte Werk des Komponisten schon vom Libretto her von Giuseppe Adami eine wie im Programmheft sehr gut ausgedrückt „eine Kameliendame ohne Schwindsucht“, da die Handlung wirklich der Kameliendame gleicht. Auch hier handelt es sich um die Liebe einer Kurtisane, die hier nicht stirbt, sondern ihrer Liebe entsagt, da sie aus einer einstmals gemiedenen Gesellschaftsschicht stammt. Das Libretto hier wurde nach der deutschen Version von Alfred Maria Willner und Heinz Reichert sowie R. St. Hoffmann überarbeitet dargeboten. Einbezogen hatte man die Arie des Liebhabers Ruggero aus der 2. Fassung von 1920, da man die 1. Fassung von 1917 präsentierte.

Alles in allem gelang dem RUNDFUNKORCHESTER unter seinem Dirigenten Ivan REPUSIC, dessen Stabführung bei diesem Verismoabend angepaßt, ausgeglichen und sehr gut herausgearbeitet war, eine sehr gute Puccini-Interpretation, mehr konnte man wohl daraus nicht machen.

In der Sängerwahl hatte der Bayerische Rundfunk eine sehr gute Hand, in der Titelpartie der Rondine (Taube) hörte man die lang vermißte Stimme für die Rolle der Magda Elena MOSUC, der eine innig liebende Kurtisane in jedem Akt mit ausgefeilten piani und Sopranhöhen gelang, zumal sie auch den Verzicht auf ihre Liebe sehr gut herausgearbeitet hatte. In der Rolle ihrer Kammerzofe Lisette, der ein Ausflug in die Welt der Theaterbühne nicht gelang, war Evelin NOVAK eine sehr gute Besetzung, während die Freundinnen der Magda in Doppelpartien mit Siobhan STAGG, Elbenita KAJTAZI und Stephanie LAURICELA sängerisch sehr gut besetzt waren.

In der Rolle des unglücklichen Liebhabers Ruggero erklang die sehr gut geschulte und höhensichere Tenorstimme von Yosep KANG, gerade für Verismopartien geeignet, während die weitere Tenorbesetzung in der Rolle des Dichters Prunier mit Alvaro ZAMBRANO nicht besser gelungen sein konnte. Er zeigte humoristische Ausstrahlung, spielte und sang seine Rolle mit ungeheurem Einfühlungsvermögen und Bühnenpräsenz, selbst bei dieser konzertanten Aufführung. Jan-Hendrik ROOTERING als alternder, Magda aushaltender, Rambaldo konnte seine Rolle gut interpretieren.

Die weiteren kleineren Gesangsrollen waren mit Solisten des wiederum glänzend einstudierten CHORS DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs (Leitung: Stellario FAGONE) besetzt, namentlich seien hier erwähnt Priska EDER, Hanne WEBER, Taro TAKAGI, Q-Won HAN, Matthias ETTMAYR und Wolfgang KLOSE.

Ein interessanter Opernabend, um eine selten gespielte Verismo-Oper zu hören.
I.St.