„La Traviata“ – 16. November 2025

Über diese durchdachte und sehbare, aber einstmals beim Publikum verpönte Inszenierung von Günter KRÄMER mit der Bühne von Andreas REINHARDT und den Kostümen von Carlo DIAPPI ist schon seit der Premiere am 25. Juli 1993 sehr viel geschrieben worden.

Heute gehört sie wohl zu den vom Publikum sehr geschätzten Inszenierungen, in die man – zumal wenn sie Giuseppe Verdis Musik besonders eindrucksvoll in Dirigat und Protagonisten zum Publikum bringt – wie an diesem Abend geschehen, sich sehr gerne eine Opernkarte erwirbt.

Das Dirigat von Henrik NÀNASI führte schon zu Beginn gefühlvoll mit dem ORCHESTER herausgearbeiteten piani-Stellen bestens ins Werk ein, und er konnte auch in der Sängerführung seinen einfühlsamen Dirigatstil beweisen, was an diesem Abend besonders wichtig war, debütierte doch ein Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper als Alfredo, dem man sonst nur Nebenrollen anvertraut.

Es handelt sich hierbei um Granit MUSLIU, eine schön geformte und gut geführte Tenorstimme, die sich an diesem Abend voll bewährte und alle Register ihres Könnens zeigen konnte. Herr Musliu vermag alle Gefühlsregungen dieser seiner Rolle wundervoll gefärbt auszudrücken, leider fehlt ihm ein wenig ein schauspielerisches Können, das die Rolle des Alfredo Germont gerade am Schluß der Oper verlangt. Alles in allem aber kann man nur die Intendanz bitten, diese junge und perfekt gebildete Stimme in größeren Tenorpartien, gerade im Belcanto, auf die Bühne des Nationaltheaters zu stellen.

Als Violetta Valery hatte man Lisette OROPESA auf der Bühne, die wieder einmal mit perfektem Koloraturgesang das Publikum begeistern konnte, und die wie stets auch darstellerisch eine perfekte Interpretation ihrer Rolle erbringen konnte. Als Giorgio Germont hatte man Luca SALSI gewonnen, der stimmlich und wie auch in der darstellerischen Interpretation einen despotischen Vater ohne Gefühlsregungen zu zeigen, auf die Bühne stellte.

Eine besondere Aufmerksamkeit verdient als Anina Natalie LEWIS, in den kurzen Auftritten stellte sie sich eindrucksvoll und mit hervorragender Stimmbildung dem Publikum vor, als Flora Bervoix war mit Meg BRILLESLYPER diese Rolle gut besetzt, auch die kleineren Partien in der Reihe des Programmheftes waren gut ausgewählt, so Samuel STOPFORD als Gaston, Vitor BISPO als Baron Douphol, Pawel HORODYSKI als Marquis d’Obrgny, besonders hervorzuheben Martin SNELL als Doktor Grenvil, Dalydd JONES als Giuseppe, Zhe LIU als Diener Floras und Daniel VERNIG als Gärtner, sowie Anna RESSEL als Schwester Alfreds in dieser stummen Rolle.

Der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter Franz OBERMAIR erbrachte wieder eine sehr gute Abendleistung. I.St.