„Die Zauberflöte“ – 15. November 2025

Es war die beste aller möglichen Inszenierungen in dieser Woche und auch einer der besten „Zauberflöte“-Interpretationen der letzten Jahre.

Natalia BABIŃSKAs Mozart-Produktion ist frech, bunt, modern, humanistisch, feministisch, unterhaltsam und trotzdem in jeder Sekunde werk- und musikgetreu. Die Regisseurin drückt sich nicht um die Längen des Stücks, sondern stellt sich im wahrsten Sinne des Wortes jeder Prüfung – gern auch mit dem einen oder anderen Twist.

Und wenn am Ende ein wildes Getümmel zwischen Eingeweihten und den Vertretern der Nacht ausbricht, während dessen die Königin der Nacht Sarastro mit einem fulminanten linken Haken und schließlich auf die gleiche Weise wie Papageno am Beginn des Abends zum Schweigen bringt, paßt es, daß die Sonnenscheibe in deren Händen endet, in denen sie endet. Eine schöne Schlußpointe, die so überraschend wie folgerichtig ist.

Das Bühnenbild von Aleksandra REDA schafft gemeinsam mit der Lichtregie von Maciej IGIELSKI immer wieder neue Spielräume und eine stets punktgenau treffende Atmosphäre. Die dies kongenial unterstützenden Multimedia-Projektionen stammen von Jagoda CHALCIŃSKA.

Die Bühnenbewegung, eigentlich fast schon Choreographie, von Grzegorz BROŻEK war einfallsreich, vor allem wenn das Glockenspiel den Takt vorgab. Sollte er auch die Kampfchoreograhie der letzten Szene zu verantworten zu haben, ist ihm hierfür noch ein besonderes Lob auszusprechen; das hätte auch einem Hollywoodfilm alle Ehre gemacht.

Die ebenfalls von Aleksandra Reda stammenden Kostüme sind nicht nur fantasievoll und bunt. Sie spiegeln die Vielfalt der Figuren und deren Eigenarten und geben so jedem sein charakteristisches Erscheinungsbild.

In der musikalischen Umsetzung stand der Abend der szenischen in Nichts nach.

Joanna SOJKA war nicht nur in Statur und Habitus jeder Zoll eine Herrscherin, sie sang Mozarts Königin der Nacht auch mit beeindruckender Perfektion und einer Stimme, die auch in höchsten Höhen nichts an Farbenreichtum und Wohlklang einbüßte.

Wie die Mutter, so die Tochter möchte man sagen, denn Julia PLIŚ sang Pamina mit präziser geführter, warmtimbrierter Stimme und gab der Figur neben sprühendem, jugendlichem Charme auch eine ganz eigene, selbstbewußte Art, mit den Herausforderungen der Existenz zwischen beiden Welten umzugehen.

Łukasz RATAJCZAK wollte als Tamino streckenweise zu viel, was dann schnell einen unschönen Effekt auf seine Stimme hatte. Mit mehr Gelassenheit und Vertrauen auf seine gesanglichen Fähigkeiten könnte sein nicht unangenehm timbrierter Tenor durchaus ein rollendeckender Prinz sein.

Sarastro Karol SKWARA war im Konzept der Produktion, in dem die Eingeweihten auch nur ein weiterer Männerbund mit anfechtbaren Verhalten sind, darstellerisch überzeugend, stimmlich fehlte es da ein wenig an Volumen.

Am Papageno Mateusz KULCZYŃSKI muß man die exzellente Wortdeutlichkeit hervorheben (gesungen wurde auf Deutsch, die Dialoge waren polnisch), inklusive eines sehr guten Timings und immer wieder sehr sprechender Mimik. Dazu kam ein angenehmer, gut geführter Bariton, den man sich auch gerne in anderen Partien vorstellen kann. Seine Papagena Maja MELCHINKIEWICZ konnte gut mit ihm mithalten.

Monostatos als tragische Figur zwischen fatalem Schicksal und eigenem Zutun fand in Paweł WOLSKI einen Interpreten, der nicht nur die urkomischste Choreographie mit gebührendem Ernst über die Bühne bringt, sondern dabei auch blitzsauberen und erfreulich wohlklingendem Mozartgesang präsentiert.

Aleksandra BAŁACHOWSKA-JAGUSZ, Julita JABŁONOWSKA und Anna MAŁECKA begeisterten als Damen nicht nur mit ihren schrillen Outfits, sondern punkten auch mit virtuosem Gesang und einer überbordenden Freude am Spiel.

Der Sprecher Janusz LEWANDOWSKI sowie die beiden Priester Jacek LECH und Tomasz ŁUCZAK waren auf gutem Niveau besetzt und schafften es auch, jeweils den Figuren darstellerisches Profil zu verschaffen.

Die drei Knaben waren an diesem Abend durchweg mit Mädchen besetzt. Karolina CHOMICZ, Miriam BIZOŃ und Alicja KONDZIOŁA (Einstudierung: Barbara HALEC) machten ihre Sache hervorragend. Alle drei erwiesen sich als ausgesprochen schön klingende Visitenkarten für den polnischen Gesangsnachwuchs.

Besonders positiv aufhorchen ließ der erste Geharnischter Dawid KWIECIŃSKI, der eine gute Alternativbesetzung des Tamino wäre, der zweite Geharnischte war Tomasz Łuczak.

Die Chorleitung hatte Małgorzata BORNOWSKA, die den CHOR trotz manchmal ungewohnter Positionierung gut durch den Abend brachte.

Das ORCHESTER agierte tadellos unter dem Dirigenten Kuba WNUK, der den Abend animiert leitete, dabei das Rad nicht neu erfand, aber alle Klippen umschiffte und immer sängerfreundlich blieb.
AHS & MK