„Tribute to Frank Sinatra“ – 18. Mai 2025

Im Rahmen der Maifestspiele Wiesbaden gab es ungewöhnliches im Großen Haus des Hessischen Staatstheaters. Lucio GALLO und das CLAUDIO CHIARA QUINTET boten einen Tribute to Frank Sinatra.

Nun ist es ja kein Selbstgänger, wenn sich Opernsänger Unterhaltungsmusik widmen. In diesem Fall ist es jedoch anders, denn Gallo hat vor dem Gesangsstudium in einer Jazzband gespielt. Es ist hier also eher ein Zurück zu den Wurzeln. Da klingt wenig nach zurückgenommener Opernstimme und viel nach einem sehr begabten Crooner. Dazu kommen echte Entertainerqualitäten sowohl in den Ansagen als auch im Spielen mit dem Publikum.

Man spürt mit jeder einzelnen Phrase, daß da jemand auf der Bühne steht und etwas tut, was er liebt. Natürlich gab es „Strangers in the night“ und „New York, New York“, aber die wirklichen Höhepunkte waren die Cole Porter-Songs „Night & Day“ und „I got you under my skin“, die eben mehr sind als reine Hits. Großartig waren auch „All the way“, „Moon River“, Fly me to the moon“ und vor allem „The Lady is a Tramp“, wo der Bariton nicht nur mit der Stimme, sondern auch mit dem Text die ungewöhnliche Dame lebendig werden ließ.

Das Claudio Chiara Quintet (Saxophon und Querflöte sowie Trompete, Klavier, Baß und Schlagzeug) ist ein ebenbürtiger Partner, spielt Jazz auf hohem Niveau. In den beiden Instrumentalstücken konnte jeder der fünf Musiker in Soli beweisen, wie gut sie sind, so daß es jeweils kräftigen Zwischenapplaus gab.

Das Publikum, bunt gemischt aus Opernfans, Jazzern und Sinatra-Anhängern, war schnell mitgerissen. Als zum letzten offiziellen Programmteil, natürlich „My way“, tatsächlich die Handytaschenlampen zum Einsatz kamen, merkte man deutlich, daß alle drei Besuchergruppe sich vollends einig waren: Das war ein toller Abend. Zwei lautstark erklatschte Zugaben (ein selbstironisches „You make me feel so young“ und „You are the sunshine of my life“) beendeten den Abend.

Man kann sich gut vorstellen, daß dieser Abend auch anderswo eine ähnliche Resonanz haben wird. MK

P.S. Als Rahmenprogramm gab es in der Cagliari Filmbühne am Tag zuvor den Film „Take me out to the ballgame“ mit Sinatra, Gene Kelly und Esther Williams. Niemand beleidigt mich, wenn man mich als Filmnerd bezeichnet, aber von diesem Musical aus dem Jahre 1949 hatte selbst ich noch nicht einmal gehört. Es gibt sicherlich Gründe dafür, denn außer einer überraschend modernen Behandlung der beiden Frauenrollen und ein paar flott choreographierten Musicalnummern zeichnet sich der Film vor allem durch „Handlung? Welche Handlung?“ aus. Schon die Prämisse, daß Sinatra und Kelly Profi-Baseballspieler sind, die in der Winterpause als Varieté-Künstler arbeiten, ist schwer zu schlucken. Es wimmelt von Anachronismen, Songs, die auch in jedem anderen Setting gepaßt hätten, bis am Ende die vier Hauptdarsteller plötzlich zur Schlußnummer aus ihren Rollen treten. Eine sehr merkwürdige Kinoerfahrung.