Dieses lange nicht gespielte Werk des französischen Komponisten Georges Bizet mit dem Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halevy fand endlich wieder im Weg der Wiederaufnahme einen Platz im Programm der Bayerischen Staatsoper.
Diese „Carmen“ wurde von Lina WERTMÜLLER einstmals durchdacht und ansehnlicher Perfektion von Enrico JOB, dem Bühnenbild und Kostüme anvertraut waren, auf die Bühne gebracht. Die Musik von Bizet nebst Bühne entführten das Publikum sofort in die damalige baskische-spanische Welt, zumal man ja auch in französischer Sprache verständlich fürs Publikum mit deutschen und englischen Übertiteln sang. Leider funktionierte das Video nicht immer bei jedem gesungenen Text.
Die musikalische Leitung des Abends lag ebenfalls in der Hand eines französischen Dirigenten, nämlich Alexandre BLOCH, der mit dem ORCHESTER DER BAYERISCHEN STAATSOPER bestens das spanische Flair – wie vom Komponisten gewünscht – erzeugen konnte und sich mit dieser abendlichen Sängerführung bestens vertraut zeigen konnte. Der CHOR sowie der KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER lag wieder in den bewährten Händen von Franz OBERMAIR, welche sich bestens in diese ansehbare Inszenierung aus dem spanisch-baskischen Milieu einfügen konnten.
In der Reihenfolge des Programmzettels sei nun auf die abendlichen Protagonisten eingegangen werden, wo man in guter Abendform Roman CHABARANOK als Zuniga erleben konnte sowie Vitor BISPO als Morales, beide Künstler bewiesen, daß sie nicht zu Unrecht in dieser Produktion auftraten, man möchte sie gerne in größeren Partien auf der Bühne sehen.
In dieser restlos ausverkauften Vorstellung, die sich vermutlich nur auf das Hausdebüt von Piotr BECZAŁA als Don José konzentrierte, war er in stimmlicher wie darstellerischer Weise bestdisponiert auf der Bühne, ausgefeilte tenorale Technik und Einfühlung in alle Rollen, die er singt, zeichnet diesen Weltklassetenor aus, so kam auch in Perfektion die Blumenarie zum Publikum, die wiederum das Publikum zu Beifallsstürmen hinriß.
Neben ihm erschien Jérôme BOUTILLIER als Escamillo blaß, fast unscheinbar, obwohl er eine sehr gute Gesangsleistung erbrachte. Die beiden Schmuggler wie Dancairo und Remendado waren mit Yosif SLAVOV und Dafydd JONES stimmlich und darstellerisch sehr gut ausgewählt und konnten mit den ebenfalls bestausgewählten Zigeunermädchen Seonwoo LEE als Frasquita und Xenia PUSKARZ THOMAS Thomas abendliche Bestleistungen erbringen.
Und nun sei auf die Titelträgerin der Oper eingegangen werden, nämlich Clémentine MARGAINE, die mit kräftigen Mezzotönen, einer ausgefeilten Technik für diese schwierige Gesangspartie, alle Register ihres Könnens zeigen konnte, auch in Darstellung dieser erotischen Figur beim Publikum punkten konnte. Eine besondere Aufmerksamkeit sei Rosa FEOLA als Micaéla gezollt, die sich von Anfang an in die Herzen des Publikums sang und schon im 1. Akt im Duett mit Don José ihre stimmliche und darstellerische Bestform zeigen konnte, was sie verstärkt in ihrer Arie des 3. Bildes bewies.
Alles in allem bewies die Bayerische Staatsoper, daß man wohl mit wieder ausgegrabenen alten Inszenierungen eine Bestwahl für das Publikum trifft, darin fühlt man sich wohl. Ein großer Abend eines Ausnahmetenors und hoher Musikalität. I.St.