„Pelleás et Mélisande“ – 22.Juli 2024

Keine schlechte Planung, dieses nahezu fast unbekannte Werk während der Opernfestspiele 2024 an der Bayerischen Staatsoper dem Opernpublikum vorzustellen. Wenn man zur Vorbereitung Handlung nebst dazugehörigem Libretto liest, dann stößt man hinsichtlich der Inszenierung wiederum auf Ungereimtheiten (Inszenierung Jetske MIJENSEN), da nicht librettogerecht wieder mal inszeniert wurde.

Das Stück entspricht nach dem Schauspiel des belgischen Dichters Maurice Maeterlinck nicht dessen Ideen, hier ein Märchen der Jahrhundertwende aufzuzeichnen, das in der Natur spielt, was schon zu Beginn durch das dem Programmheft beiliegende Handlungsgeschehen und durch die Auftrittsarie des Golaud erkennbar ist. Man sang im übrigen in französischer Sprache. Hier wurde das Handlungsgeschehen in Räumlichkeiten gelegt, umgeben von Wasserrinnen, durch Wasserregen von der Bühne vor Beginn der Oper wurde man schon auf das Kommende vorbereitet. Warum?

Das Libretto schrieb der Komponist selbst, er schrieb eine romantische Musik, die viele zarte Töne, eben märchenhafte, enthält und die das Publikum zu einer märchenhaften Vorstellung des Handlungsgeschehen zu führen vermag, und trotzdem voller Dramatik ist.

Diese Inszenierungsauffassung kann einfach nicht zur Musik und zum Handlungsgeschehen passen. Der alternde Golaud lernt Mélisande im Wald kennen, verliebt sich in sie und heiratet sie dann auch, bringt sie auf sein Schloß zu seiner Familie, wobei sich aber zwischen seinem jüngeren Halb-Bruder Pelleás und Mélisande eine starke Zuneigung entspinnt, der den alten Golaud durch seine Eifersucht bald in den Wahnsinn treibt, so daß er gegen Ende den Rivalen tötet und somit auch Mélisande sterben wird.

Ein großes Glück bei dieser Inszenierung, vor allen Dingen für das Publikum, daß hier großartige Sänger für die Interpretation zur Verfügung standen. Auch der Dirigent des Abends Hanno LINTU vermochte die fast unbekannte Musik dieser Oper dem Publikum durch eine perfekte einfühlsame Führung des BAYERISCHEN STAATORCHESTERs nahe zu bringen. Die Bühne sowie die Kostüme oblagen Ben BAUR, der wenigstens erstere in die Gründer- bzw. Jugendstilzeit verlegte, allerdings die Kostüme waren in der Jetztzeit angesiedelt. Choreographie und Chor lagen in den bewährten Händen von Dustin KLEIN und Franz OBERMAIR.

Wie schon oben erwähnt waren die Sänger des Abends hervorragend ausgewählt, in der Folge des Programmzettels stellte sich der Bassist Franz-Josef SELIG als Arkel vor, der aus seiner Rolle des behinderten und weisen Großvaters des Pelléas stimmlich sowie darstellerisch das Beste herausholen konnte und somit hervorstechend in all seinen Auftritten war. Als Geneviéve war Sophie KOCH altbewährt und bestens disponiert auf der Bühne, während Ben BLISS als Pelléas eine Tenorentdeckung für weitere große Partien an der Bayerischen Staatsoper sein dürfte, eine ausgezeichnete tenorale Abendform.

Den alternden Golaud mimte Christian GERHAHER, der sich vor allen Dingen stimmlich sowie auch schauspielerisch in Bestform dem Publikum präsentierte, die Rolle der Mélisande wurde von Sabine DEVIELHE in sopranistischer bester Abendform präsentiert. In einer enormen Knabenrolle des Yiriold konnte sich Felix HOFBAUER, Solist des Tölzer Knabenchors, dem Publikum vorstellen, auch seine darstellerischen Qualitäten sind bestens zu erwähnen, da er viele Einzelszenen nicht nur stimmlich zu bewältigen hatte. Martin SNELL als Arzt und Pawel HORODYSKI sind positiv in dieser ausgezeichneten Sängerriege zu erwähnen. –

Wie wäre das Stück noch mehr in Erinnerung, wenn sich der Regisseur an das Libretto gehalten hätte, so bleibt nur die Romantik der Musik von Claude Debussy. I.St.