Es war wohl ein Wochenende mit Vincenzo Bellini, sowohl in der Staatsoper München als auch im Staatstheater am Gärtnerplatz, ein Wettstreit ist hier nicht zu finden, denn beide Bellini-Oper waren vollendet auf der Bühne, sowohl in Regie und musikalischer Interpretation.
Die Regie dieser „Sonnambula“ – es war eine Wiederaufnahme, die Premiere dieser Inszenierung war am 8. Oktober 2015 im Prinzregententheater München, hatte mit einfühlsamen Ideen Michael STURMINGER einstmals in Händen. Zusammen mit dem Bühnenbild und Kostümen von Andreas DONHAUSER und Renate MARTIN schaffte er ein authentisches und handlungsgerechtes Milieu der Biedermeier-Zeit in einem Schweizer Dorf vollkommen librettogerecht, und konnte dadurch dem Publikum Einblick in diese vergangene Zeit bieten.
In dieser Inszenierung fühlte man sich richtig wohl und konnte dieses hervorragende Belcanto-Werk Bellinis voll genießen, zumal es musikalisch in den besten Dirigathänden von Anthony BRAMALL lag, der durch sein großes Einfühlvermögen gerade für das Belcanto an diesem Abend sich mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ besonders auszeichnete. Da das Werk sehr viele Chorszenen enthält, kamen diese durch die Einstudierung wieder von Pietro NUMICO vollendet zum Publikum, das ihm und dem CHOR am Ende einen frenetischen Beifall zollte.
In der Reihenfolge der Rollen im Programmzettel erlebte man Timos SIRLANTZIS als zurückgekehrter Gutsherr Rodolfo wieder in stimmlicher Bestform, er konnte auch darstellerisch diesen gütigen Gutsbesitzer bestens zeichnen, ebenso wie Anna AGATHANOS als Mutter Teresa der schlafwandelnden Anina, beide Künstler sind immer ein Garant für hervorragend interpretierte Partien, beide im Ensemble des Gärtnerplatztheaters, das sich im übrigen in allen übrigen Partien vorstellen konnte.
In der Titelrolle der schlafwandelnden Anina – der Sonnambula – war wieder einmal Jennifer O’LOUGHLIN mit ausgefeilten Koloraturen und in bester Stimmdisposition zu erleben, eine Künstlerin, die ein dauerhafter Gewinn am Staatstheater am Gärtnerplatz immer wieder ist, die vor allen Dingen gerade in ihrer Schlußarie als wieder Erwachte eine unvergleichliche Bestinterpretation dem Publikum bieten konnte. Als Elvino konnte sich Gyula RAB bestens in der Darstellung und in stimmlicher Disposition dem Publikum vorstellen, eine ausgefeilte tenorale Belcanto-Stimme mit einer perfekten Höhe.
Eine stimmliche Entdeckung an diesem Abend ist auch Maria CHABOUNIA in der Rolle der heiratswütigen Lisa, die auch in der Darstellung das Publikum begeistern konnte. Ihren Möchtegern-Liebhaber Alessio stellte Holger OHLMANN routiniert dar, Stefan RAMPF als Notar fügte sich bestens in das Handlungsgeschehen ein.
Wieder ein Abend der Superlative am Gärtnertheater München. I.St.