Diese so selten szenisch aufgeführte Frühoper von George Bizet fand endlich wieder Gehör in einer konzertanten Aufführung am Staatstheater am Gärtnerplatz in München. Es ist unverständlich, warum man dieses musikalisch hervorragende Werk nicht auf den Opernbühnen der Welt findet, es enthält sehr gute Chorszenen, außergewöhnliche Arien nebst Duetten, und bietet vor allem durch seine Komposition dem Publikum eine sehr gute Vorstellungskraft für das Handlungsgeschehen.
Es handelt sich um eine Dreiecksgeschichte (Libretto Michel Florentin Carré und Eugène Cormon), um die Liebe von Nadir und Zurga zur Priesterin Leila, die sich in Ceylon bei den Perlenfischern dort abspielt. Sie endet mit dem Verzicht des Zurga auf Leila, die wiederum von Anfang an nur Nadir liebt, beide fliehen mit Hilfe von Zurga vor der Strafe der Perlenfischer für die Untreue der beiden, da Keuschheit für eine Priesterin Brahmas Vorschrift ist.
Man sang in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Durch die überzeugenden Videos von Raphael KURIG und Thomas MAHNECKE fühlte man sich trotz dieser konzertanten Aufführung voll im Ursprungsland des Handlungsgeschehens.
Die musikalische Leitung des Abends lag in den Händen von Sébastian ROULAND, der sich während des ganzen Abends als Spezialist für französische Oper erwies, hervorragend konnte er Bizets Frühwerk dem Publikum nahebringen, wobei ihm auch die Bestbesetzung der Sänger aus dem Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz zur Verfügung stand.
In der Rolle der Leila stand wieder einmal Jennifer O`LOUGHLIN auf der Bühne, die immer wieder beweist, daß sie zu den besten Koloratursopranistinnen derzeit zählt, ihre Arie „Comme autre fois“ konnte sie zu den Höhepunkten des Abends machen. Die beiden Freunde Nadir und Zurga waren ebenso mit hervorragenden Stimmen besetzt, wie an diesem Abend Lucian KRASZEC als Nadir (seine Arie „Je crois entendre encore“ konnte nicht besser interpretiert werden) und vor allen Dingen ist Ludwig MITTELHAMMER als Zurga zu erwähnen, den man als abendliche Baritonentdeckung bezeichnen möge, und den man sich in weiteren Rollen wünscht. Das berühmte und erhaltene Duett der beiden Freunde Zurga und Nadir „Au fond du temple saint“ war von beiden Künstlern hervorragend interpretiert, da das Publikum ja gerade nach diesem Duett immer wieder lechzt, nachdem man ja so wenig von diesem hochkarätigen Werk weiß. Eine sehr gute Stimmbesetzung war auch Timos SIRLANTZIS als Nourabad.
Für die Choreinstudierung zeigte sich Pietro NUMICO verantwortlich, dem wieder einmal eine Bestleistung mit dem CHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ gelang, denn letztendlich enthält dieses Werk wie schon erwähnt beste große Chorszenen.
Wann kommt dieses Werk endlich einmal wieder szenisch auf eine Bühne? ISt