Wenn man den Weg von dem Ort der vorherigen Veranstaltung, den Google mit zehn Minuten angibt, in vier Minuten schafft, weil man nach „Opera Diva‘s Bourdoir“ unbedingt auch noch die zweite Show von Sopran Tamara STEIN sehen will und mühsam ins Programm eingeschoben hat, spricht das für sich. Und wir wurden nicht enttäuscht.
Tamara Stein hat einen Liederabend konzipiert, bei dem sie ausschließlich Lieder von Komponistinnen singt – und das Publikum darf aus einem Lostopf ziehen, welche. Im Lostopf waren Lieder der „üblichen Verdächtigen“ Fanny Mendelssohn Hensel, Clara Schumann, Pauline Viardot-Garcia und Alma Mahler, aber das Los fiel nur auf ein Lied von letzter. Dazu gab es eben deutlich unbekannteres von Isabella Colbran, Maria Malibran, bei der sich Bizet ohrenscheinlich sehr für die Schmugglerszenen in „Carmen“ bedient hat, Cècile Chaminade sowie Florence Price und Esther Hopkins aus neuerer Zeit.
Tamara Stein bestätigte den großartigen Eindruck aus ihrer ersten Show und fand für jedes der Stücke, zu denen sie auch noch eine Einführung gab, ein eigenes Profil. Die Stimme ist exzellent geführt, ausdrucksstark und stößt an keine Grenzen, die Sprachbehandlung ist vorbildlich in allen gesungenen Sprachen. Man kann sich nicht satthören an diesen ausgereiften und stimmschönen Interpretationen. Man möchte unbedingt mehr hören als die knappen fünfundvierzig Minuten.
Worüber man lieber nicht nachdenken sollte, ist was das Umfeld, der abgerantzte Veranstaltungskellers einer Bar mit Klavierbegleitung vom Band uns über den gesellschaftlichen Stellenwert, dem das Werk von Komponistinnen eingeräumt wird, sagt. Programm und Künstlerin würden jedenfalls einen würdigeren Rahmen verdienen. MK