Diese Spielzeitpremiere (Premiere am 14.11.2019) war eine Wiederaufnahme einer Inszenierung von Stefamo PODA, in der sich einige Rollendebüts befanden, vor allen Dingen waren zwei davon die interessantesten, nämlich vorweg das Debüt von Alexandros TSILOGIANNIS als Cavaradossi, der mit einem schön gebildeten Tenor eine sehr gute Besetzung dieser Rolle darstellt, sein „Vittoria-vittoria“, was eine ungewöhnliche Höhensicherheit eines Tenors abverlangt, gelang ihm sehr gut, zumal er auch darstellerisch voll der Figur des Cavaradossi entsprach. Man würde sich freuen, ihn öfters in italienischen Partien am Haus zu hören.
Das aber sensationellste Debüt als Scarpia erbrachte Matija MEIC, der den stimmlichen Anforderungen dieser Partie voll gerecht wurde und dazu noch darstellerisch diesen durchtriebenen, hinterlistigen und sexwütigen Polizeichef des damaligen Rom zum Leben erweckte. Sein wohlgeformter Bariton fühlt sich im Verismo richtig wohl, kräftig und ausdrucksstark erklang sein TeDeum.
Ebenso debütierte Levente PAL als Cesare Angelotti, für diese Stimme eigentlich eine viel zu kleine Partie, während Alexander GRASSAUER, ebenfalls ein Neuling, aus der Rolle des Mesners mit schönem Baßbariton eine eindrucksvolle Wiedergabe dieser die tragische Oper auflockernde Partie erstellte. Die beiden Polizeischergen Spoletta und Sciarone wurden von Juan Carlos FALCON und Holger OHLMANN rollengerecht interpretiert, der Gefängniswärter von Martin HAUSBERG fügte sich gut in die Schlußszene ein, während wie immer Demian EROFEEV als Hirtenknabe dem Publikum besonders gefiel.
Die Titelfigur mußte an diesem Abend von zwei Sopranistinnen dargestellt werden, da die vorgesehene Sopranistin Oksana SEKERINA plötzlich erkrankte, und man abendrettend Liana ALEKSANYAN herbeiholen konnte, die von der Loge aus eine unglaublich gute Färbung in ihre Stimme legen konnte, ihre „Vissi d’arte“–Arie erklang in bester Stimmfärbung und Perfektion. Man würde diese Sängerin gerne in dieser Partie auf der Bühne erleben.
Durch den Abend führte musikalisch Michael BRANDSTÄTTER, der diese Tosca auch zum ersten Mal dirigierte, bestens herausgearbeitet erklang Puccinis Komposition durch das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ.
Alle Beteiligten kamen mit der Regie von Stefano Poda offenbar gut zurecht, der auch Bühne, Kostüme und Licht übernommen hatte. Besonderen Eindruck, untermalt durch die Musik Puccinis, hinterließ das Schlußbild des 1. Akts in der Kirche San Andrea de la Quirinale (Andrea de la Valle?) und auch die Schlußszene der Oper, als Tosca nicht von der Engelsburg sprang, sondern von allen auf der Bühne versammelten Mitwirkenden erschossen wurde.
Ein beeindruckender Opernabend am Staatstheater am Gärtnerplatz. I.St.