Der erste Abend unseres „Erlösungswochenendes“ bot mit Heinrich Marschners „Der Vampyr“ eine Opernrarität, die nur langsam wieder ihren Weg zurück ins Repertoire deutscher Opernhäuser findet. Die Staatsoper Hannover brachte die Originalversion des Werks zu Gehör.
An erster Stelle muß die musikalische Leitung des Abends durch Stephan ZILIAS genannt werden, der am Pult des NIEDERSÄCHSISCHEN STAATSORCHESTERS viel Gespür für die zahlreichen Facetten und unterschiedlichen Inspirationsquellen bewies und so Marschners Musik die Geltung verlieh, die sie definitiv verdient. Man hörte eine gelungene Interpretation jener für ihre Zeit so fortschrittlichen Musiksprache, an der sich Richard Wagner später hörbar und recht gnadenlos bediente. Das bis einige schwierige Momente bei den Blechbläsern bestens disponierte Orchester folgte diesem und wurde so zu Advokaten Marschners und Ausgleich zu dem, was die Regie seiner Oper antat.
Aus dem Sängerensemble begeisterten insbesondere Shavleg ARMASI, der trotz seiner Verkleidung als Ölscheich Sir Humphrey angemessene Würde und stimmlichen Glanz verlieh, und Nikki TREURNIET, mit deren Emmy trotz Lack und Leder eine lebendige Figur mit einer nachvollziehbaren Entwicklung auf der Bühne stand. Stimmlich überzeugte die Sängerin durch blitzsaubere Töne und hörbare Freude an der Partie. Philipp KAPELLER hatte als George Dibdin einen etwas holperigen Start, lieferte im Zusammenspiel mit seiner Partnerin dann aber eine mehr als solide Gesangsleistung.
Auch das Ensemble um Weronika RABEK als Suse bot mit Pawel BROZEK (James Gadshill), Peter O’REILLY (Richard Scrop), Darwin PRAKASH (Robert Green) und Markus SUIHKONEN (Toms Blunt) einen spiel- und singfreudigen Haufen, der zeigte, daß echter Humor an diesem Abend nicht permanent unter die Gürtellinie gehen muß. Eine tolle Leistung, die von Witz und musikalischem Können zeugte.
Der CHOR DER STAATSOPER HANNOVER (Leitung: Lorenzo DA RIO) hinterließ einen ebenso guten Eindruck wie das hauseigene Orchester und trumpfte in seinen Szenen machtvoll, schönstimmig und mit ausgesprochen harmonischem Klang auf.
Über den Rest deckt man besser den Mantel des Schweigens, insbesondere über die Inszenierung, die nach einem starken visuellen Beginn mit all ihren Umdeutungen und Hinzudichtungen schnell in Überdeutung und Nebensächlichkeiten versank. Schade ums Stück. AHS