Im Rahmen der Veranstaltungen des Richard-Wagner-Verbandes München anläßlich des diesjährigen Kongresses in München stellte sich Opera Incognita, eine von Andreas Wiedermann gegründete freie Compagnie dem Publikum nicht nur des Richard-Wagner-Verbandes mit Richard Wagners 2. Oper „Das Liebesverbot“ vor. Andreas WIEDERMANN hatte auch die Regie an diesem Abend inne.
Die Aufführung mußte leider in der Werkshalle einer ehemaligen Betonfabrik stattfinden, da es offenbar in München wieder einmal an anmietbaren Sälen mangelte, was aber überhaupt außer der dort herrschenden Kälte nicht störend wirkte, da das Werk durch die Inszenierung von Andreas Wiedermann, der die Handlung des Stücks – wie sollte es anders sein – in die Jetztzeit verlegte. Auch die von ihm gewählte Sängerriege tat ihr bestes, für eine gute musikalische Interpretation von Richard Wagners Frühwerk zu sorgen.
Vieles in dieser Oper offenbarte bereits manche musikalische Ideen des großen Richard Wagner, obwohl der junge Komponist sich darin seinen zeitgenössischen Kollegen von damals sich in dieser seiner 2. Oper sehr annäherte. Es war für die Richard-Wagner-Freunde wohl ein novum so ihren großen Könner musikalisch kennen zu lernen, da ja diese Oper zu den äußerst selten auf der Bühne befindlichen Werken gehört.
Ernst BARTMANN, der musikalische Leiter und Arrangeur des Abends (auch betraute man ihn mit der Choreinstudierung, die äußerst präzise gelungen ist) fand mit seinem kleinen ORCHESTER den nötigen Zugang zu diesem Frühwerk von Richard Wagner, so daß der Abend wirklich ein erfreuliches musikalisches Erlebnis darstellte. Die Handlung des Stücks beruht auf Fragmenten von Shakespeares „Maß für Maß“, spielt eigentlich im mittelalterlichen Palermo, wo ein machtgieriger Statthalter namens Friedrich (gesungen und dargestellt von Robson Bueno TAVARE mit noch bildungsfähiger Baß-Stimme), der dieses besagte Liebesverbot aussprach und sogar bei Brechung desselben, obwohl er selbst der Liebe gegen Ende der Oper unterlag, die Todesstrafe verhängte.
Hierunter hatte der junge Claudio zu leiden (gut gesungen von Rodrigo TROSINO), dessen Schwester Isabella im Kloster befindlich (gesungen mit Ausdruck und sehr gut dargestellt von der mit einer für diese Rolle nötigen Technik ausgerüsteten Ekatarina ISACHENBKO) sich durch eine List, indem sie die verlassene Gattin des Friedrich Mariana zu dem mit ihr stattfindenden Stelldichein mit diesem bestellte (hier erklang die gut gebildete Stimme von Lyriel BENAMEUR).
Das glückliche Ende war zu erwarten – Friedrich wird als Gesetzesbrecher entlarvt, findet aber nicht den Tod, Claudio ist frei und Palermo kann wieder Karneval feiern, wobei das von Aylin KALP entworfene Bühnenbild, auch mit Video-Einspielung, sehr zum Gelingen des Abends beitrug. Die übrigen Protagonisten des Abends wie Karo KHACHATRYAN als Luzio, Konstantin RIEDL und Herfinnur ARMAFJALL als Freunde Antonio und Angelo waren rollengemäß eingesetzt und gaben ihr Bestes genauso wie Florian DENGLER als sehr guter Brighella. Als stimmliche und darstellerische Entdeckung des Abends möchte man Larissa ANGELINI als Dorella, das Kammermädchen, bezeichnen.
Diese Aufführung kann man als äußerst gelungen bezeichnen und kann als sehr gute Ensembleleistung bezeichnet werden. Gefreut hätte man sich, wenn dafür ein für Opernaufführungen geeigneter Saal zur Verfügung gestanden hätte, vor allen Dingen beheizt. Aber gemeinnützige Vereine sind leider auf alles angewiesen, was für solche Veranstaltungen angeboten werden kann. I.St.